San Francisco, Sehnsuchts-Ziel vieler Fernreisenden, empfängt uns mit einem Regentag. „Great weather today!“ sagt die Frau im Büro von unserem Motel. Nachdem wir soviel Trockenheit gesehen haben, können wir ihre Sichtweise verstehen.
Unser erster Weg führt zum Autoverleih, der das Büro inmitten der zentralen Touristenmeile am Fisherman’s Wharf hat. Hinter dem Tresen sitzt eine junge Asiatin, die die Schlüssel von unserem Dodge in Empfang nimmt. „Was everything okay?“ fragt sie. Ja, das war es. Und wie! Wir wollen gerade erzählen von der langen Reise quer über den Kontinent, als sie uns schon die Abschlussrechnung in die Hand drückt und einen schöne Tag wünscht. So schnell kann es gehen. Etwas melancholisch verlassen wir den Ort, laufen bei passendem Regenwetter am touristischen Hafen entlang, essen ein völlig überteuertes Sandwich und kehren mit nassen Füssen zum Hotel zurück .
Am nächsten Morgen scheint schon wieder die Sonne. Astrid und ich haben uns vorgenommen, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir leihen uns ein Tandem aus – eine interessante Partnererfahrung – und sind unterwegs zur Golden Gate Bridge. Der Himmel ist tatsächlich strahlend blau, und die Brücke schimmert dazu wunderschön in ihrem typischen Rot.

Auf dem Seitenstreifen der Brücke geht es eng zu, was mit unserer (noch) wackeligen Fahrweise auf dem Tandem nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Trotzdem erreichen wir ohne Probleme die andere Seite, von wo wir einen guten Blick auf die Stadt und ihre Lage an der Bucht haben. San Francisco ist von drei Seiten mit Wasser umgeben. Wir kehren über die Brücke zurück und fahren der Küste folgend zur Ocean Beach. Dabei erfahren wir im wahrsten Sinne des Wortes einige der Hügel dieser Stadt. 17% Steigung und eine hakelnde Schaltung machen die Sache nicht einfach. Ein Autofahrer, der an einer Stoppstraße hält, kurbelt die Scheibe herunter und ruft uns aufmuntern zu „You are doing a great job!„. Danke!

Endlich kommen wir am Meer an und sind beeindruckt vom einladenden Strand. San Francisco ist sehr verwöhnt von vielen wunderbaren Stränden.

Der Hunger macht sich bemerkbar. Also halten wir bei einem einfachen vietnamesischen Restaurant, wovon es hier sehr viele gibt. Schon öfter haben wir in den letzten Tagen in Kalifornien die gute, preisgünstige vietnamesische Küche kennen gelernt. Im Restaurant sind fast nur Asiaten, bis auf zwei Männer an einem Nachbartisch. Als wir uns über die Speisekarte beugen, kommt einer von ihnen zu uns. Ob wir hier zum ersten Mal seien? Ja, das sind wir. Dann müssen wir unbedingt die Curry Chicken Soup probieren. „There is no better in the entire town!“ Wir folgen seinem Rat und sind tatsächlich begeistert. Später als wir durch den Golden Gate Park radeln, sehen wir ihn zufällig wieder. „How was it?“ fragt er. Wir geben gerne Antwort, worauf er uns mit weiteren Tips für gute Fahrradstrecken versorgt.
Wir haben uns für die Zeit in San Francisco zwei Museen vorgenommen. Das Exploratorium ist eine Ausstellung zu Wissenschaft und Technik, die mit viel Kreativität neugierige Besucher aller Altersklassen anspricht. Das Museum spannt einen weiten Bogen durch Physik, Biologie und Technik und versucht auch immer einen Bezug zu Kunst und lokalen Künstlern herzustellen. Mich begeistert die Abteilung zu Tinkering, also Basteln und Selbermachen, in der die irrwitzigsten, selbstgebauten Maschinen zu sehen sind.

Das zweite Museum auf unserer Liste ist das San Franciscos Museum of Modern Art, MoMa. Der Weg von unserer Unterkunft dorthin führt über die Lombard-Street, die in ihrem Verlauf ebenfalls steile Hügel erklimmen muss. An einer Stelle ist das Gefälle mit 27% so steil, dass die Straßenbauer im Jahr 1923 sich dazu entschieden haben, Serpentinen am Hang anzulegen, um die Straße befahrbar zu machen. Wer hätte damals gedacht, dass dieser Abschnitt als kurvenreichste Straße der Welt eine große Touristenattraktionen wird. Am frühen Sonntag Morgen ist es hier noch relativ ruhig. Als wir später am Nachmittag noch einmal vorbeikommen, staut sich der Verkehr auf einer langen Strecke mit Autos, die diesen Abschnitt befahren möchten.

Das MoMa ist ein beeindruckendes Museum mit zeitgenössischer Kunst. Das Gebäude stammt vom Schweizer Architekten Botta, der auch in Basel gebaut hat. Im obersten Stockwert ist zur Zeit eine Ausstellung zu Objekten, die mit Musik und Soundtracks zu tun haben. Sehr spannend mit viel Kreativität! Außerdem sehen wir Fotografien von Walker Evans, Malereien und Objekte von Robert Rauschenberg und vieles mehr.

Beim Besuch im Museum vergeht die Zeit sehr schnell. Da es Sonntag ist, möchten wir in einen Abendgottesdienst in einem anderen Teil der Stadt gehen. Zu Fuß ist es zu weit. So entscheiden wir uns für das typische Transportmittel der Stadt, das Cable Car. Das Surren der Stahlseile unter den Straßen ist in San Francisco ein allgegenwärtiges Geräusch. Um so schöner ist es, das zugehörige Transportmittel jetzt auch kennen zu lernen.

Es dauert etwas, bis die passende Linie bei uns vorfährt. Dann aber geht es los. Astrid und ich bekommen einen Stehplatz außen auf dem Trittbrett. Mit Gepolter und Getöse fahren wir mit Tempo die steilen Berge hinauf und hinunter. Es macht viel Spaß, die Stadt auf diese Weise zu erleben.

Die Abende verbringen wir im Fort Mason Park, der nur wenige Schritte von unserem Motel entfernt ist. Auch hier befinden wir uns direkt am Meer und haben noch einmal einen Blick auf die Golden Gate Bridge. Heute Abend leuchten die Containerschiffe im Licht der untergehenden Sonne.

Auf der anderen Seite der Bucht können wir die sagenumwobene Gefängnis-Insel Alcatraz sehen. Heute sind dort natürlich keine Gefangenen mehr. Statt dessen befindet sich dort ein historisches Museum, das Astrid und ich bei unserem Besuch der Stadt vor mehr als 20 Jahren besucht hatten.

Über all dem ziehen die Pelikane ihre Bahnen. Es ist eine wunderschöne Atmosphäre am Ufer, die wir noch sehr genießen.

Damit geht unsere Zeit an der Westküste und unser Road-Trip durch die USA zu Ende. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir schon im Flugzeug, das uns zurück nach New York bringt. Es ist beinahe erschreckend, wie die Strecke, die wir uns in vielen Wochen erarbeitet hatten, in 5 bis 6 Flugstunden überbrückt wird. Wir stellen uns in Gedanken ein auf die Ostküste. Auch die dazugewonnenen Stunden der Zeitzonen müssen wir wieder zurück geben. In New York sind wir Deutschland nur noch 6 Stunden hinterher.
Wir werden noch eine Woche in New Jersey verbringen, um Abschied zu nehmen von diesem Land und unserer ganz besonderen Reise. Wir freuen uns sehr auf Thanksgiving, zu dem wir von unseren Freunden eingeladen wurden. Am 28. November machen wir uns dann auf die letzte Etappe zurück nach Lörrach.
Liebe Astrid, lieber Stephan,
fast drei Monate verfolgten wir eure Reiseberichte, erwarteten diese regelrecht. Heidi fragte mich immer, ob schon ein neuer Reisebericht vorliegt. Und das soll nun bald ein Ende haben?
Aber kommt, kommt, denn somit sehen und sprechen wir uns wieder persönlich, ihr seid wieder zum Anfassen.
Einer Freundin von uns, ebenfalls eine USA-Liebhaberin, auch schon mehrmals im Urlaub in dem Land verweilt, zeigten wir die Berichte von euch. Anschließend sagte sie:
„Ich habe schon viel bekanntes entdeckt, aber auch viel neues Gesehen. Es sind fantastische Bilder und toll beschrieben. Das macht Lust auf neue Entdeckungen.“
Ja, fantastische Bilder, tolle Beschreibungen-das empfinden wohl wir alle, wir Leser dieser Reiseberichte.
Und für uns beide gilt, endlich einmal aufbrechen in das Land mit solch schönen Sehenswürdigkeiten.
Habt noch schöne Tage in New Jersey, und einen guten Rückflug.
Wir warten auf euch.
Heidi und Udo
Ihr Lieben, vielen Dank für die Rückmeldung und die vielen Kommentare, die wir im Verlauf unserer Reise von euch bekommen haben. Es war schön von euch zu hören und zu wissen, dass ihr in Gedanken mit unterwegs ward. Unser Road-Trip ist zwar zu Ende, aber es wird noch einen Eintrag in das Reisetagebuch geben. Stay tuned!
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im vertrauten Lörrach!
Astrid und Stephan