Wir verlassen Flagstaff und fahren nach Osten. Unsere nächste Übernachtung ist Holbrook, eine kleine Stadt im Navajo-Gebiet im Osten von Arizona. Wir fahren auf der Interstate 40, die früher die Route 66 war. Auch Wyatt (Captain America) und Billy sind einen Teil dieser Strecke mit ihren Motorrädern im Kultfilm „Easy Rider“ gefahren. Von der Historie ist auf der modernen, vierspurigen Autobahn aber nichts mehr zu sehen. Immerhin gibt es in Holbrook noch einen Abschnitt der alten Straße. Abgesehen davon besteht der Ort aus einer wenig ansehnlichen Ansammlung von Gebäuden um die zentrale Straße gruppiert. Dahinter können wir die endlose Weite Arizonas erahnen.

Interessant ist das Wigwam-Motel, wo Übernachtungen in indianischen Tipis möglich sind. Bei näherem Hinsehen wird aber klar, dass die Tipis aus Beton gebaut und mit Klimaanlage ausgerüstet sind.

Zum Abendessen wird uns ein italienisches Restaurant vorgeschlagen, das Mesa. Als wir dort ankommen, erleben wir einen überraschenden Stilbruch mit dem Wilden Westen: Es ist tatsächlich ein schönes Restaurant mit gepflegtem Mobiliar, Bildern vom Garda-See an den Wänden, leichter Jazz-Musik im Hintergrund und einer richtig italienischen Speisekarte. Die ist eine willkommene Abwechslung nach Wochen mit amerikanischen Burgern und Sandwiches. „We felt like Italian tonight, and surprisingly had an excellent meal!“ ist ein Kommentar auf TripAdvisor. Das haben wir auch so erlebt.
Der eigentliche Grund für unsere Fahrt nach Holbrook ist wieder ein Nationalpark, der Petrified Forrest, was sich als „versteinerter Wald“ übersetzen lässt. Der Park liegt in einer Wüstenregion auf 1800m Höhe. Wir erreichen den Park von Norden und begegnen zuerst einer Region, die Painted Desert (bemalte Wüste) genannt wird. Die Hügellandschaft vor uns erstrahlt in roten, braunen, gelben und weißen Farbtönen.

Hier gibt es das Painted Desert Inn, eine historische Raststätte und Herberge aus den Zeiten der Route 66. Heute befindet sich im Inneren des Gebäudes eine Ausstellung über die damalige Zeit. Sehr informativ!

Weiter südlich erreichen wir die Blue Mesa, eine Eben mit einer Sandstein-Abbruchkante, die wieder in vielen Farben leuchtet. Hier herrschen dunklere und blauere Töne vor.

Ein besonderes Merkmal des Petrified Forrest Nationalpark sind die interessanten Einblicke in die Geschichte der Erde und der Kontinente. Die Parkleitung nennt die vielen indirekten Hinweise „whispers from the past„. In der Hügellandschaft finden sich versteinerten Baumstämme, die dem Park seinen Namen gegeben haben. Es ist ein erstaunlicher Anblick! Stellenweise sieht es aus, als wenn ein Sägewerk eine Menge Abfallholz zwischen den Hügeln verteilt hätte.

Aber wie kommen Bäume hier in diese karge Wüste? Auf Schautafeln gibt es eine wissenschaftliche Erklärung: Diese Region lag zu Zeiten des Urkontinents Pangaea in einer fruchtbaren Region in der Nähe des Äquators. Die Bäume standen an einem Flusslauf. Die Baumstämme fielen in den Fluss, wurden von silikat-haltigem Wasser überflutet und nachfolgenden Gesteinsschichten überdeckt. Im Laufe von Jahrmillionen wurden die pflanzlichen Strukturen des Holz durch Mineralien ersetzt. Mit Hilfe der Kontinentalverschiebung gelangten die versteinerten Bäume in den Norden und wurden durch Auffaltung der Kontinentalplatten auf die heutige Höhe gebracht. Schließlich machte die Erosion ihre Arbeit und spülte die weicheren Gesteinsschichten weg, so dass die harten, mineralisierten Baumstämme freigelegt wurden. Die holz-artigen Farben haben aber nichts mit Holz zu tun, sondern stammen von Eisen- und Mangan-Mineralien.

Und es gibt noch mehr „whispers from the past„. Im Park wurden umfangreiche Überreste von früherer Besiedlung durch Pueblo Native Americans gefunden. Die Grundmauern eines ehemaligen Dorfes wurden durch Ausgrabungen freigelegt. Außerdem haben die Forscher viele Schriftzeichen an Felsen entdeckt. Eine Felsgruppe mit besonders vielen Zeichnungen hat den ehrenvollen Namen Newspaper Rock bekommen. Die Entschlüsselung der Zeichnungen gestaltet sich jedoch schwierig. Die meisten Hinweise auf ihre Bedeutung kommen von Mitgliedern der heutigen Pueblo-Stämme.

Es ist wieder einmal eine eigentümliche Landschaft, die wir sehen. Wir machen Wanderungen durch die Einsamkeit und lassen die Bilder auf uns wirken.


Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Unser nächster Abschnitt führt nach Süden nach Phoenix, die Hauptstadt von Arizona.
Erinnert mich an ein Gebiet im nördlichen Namibia mit identischem Namen – eine beeindruckende Szenerie in Kombination mit den Felszeichnungen.
Genießt die sonnigen Tage, die klare Luft!