Die Kraft des Wassers in der Wüste

Antilope Slot Canyon

Wir verlassen Kanab im Süden von Utah – das kleine Städtchen hat uns gut gefallen – und sind wieder unterwegs, diese Mal aber nur etwa 2 Stunden in östliche Richtung nach Page in Arizona. Wir fahren durch eine Landschaft mit roten Felsen, die immer trockener und karger wird. Das Wetter ist sonnig und sehr warm, fast zu heiß. Arizona und Kalifornien erleben in diesen Tagen eine heiße Phase. Die Temperaturen liegen gut 10 Grad über den üblichen Werten in dieser Jahreszeit.

Unterwegs treffen wir auf weitere Variationen davon, was Wasser mit Sandstein machen kann. Wir halten an einem Rastplatz an der Route 89. Nach kurzer Wanderung öffnet sich eine Märchenlandschaft mit seltsamen pilzförmigen Gebilden, die Toadstool Hoodoos. Wir laufen eine Weile zwischen den Gestalten herum und staunen über die bizarren Formen. Dann wird es uns aber zu heiß, und wir kehren zum Auto zurück.

Toadtstool Hoodoos im Süden von Utah
Toadtstool Hoodoos im Süden von Utah

Bald erreichen wir die Grenze zu Arizona. Wieder einmal stellt sich die Uhr um, und wir bekommen eine weitere Stunde geschenkt. Die Umstellung ist allerdings nicht einer anderen Zeitzone geschuldet, sondern der Tatsache, dass wir in die „Winterzeit“ fahren. Arizona beteiligt sich nicht an der Sommer/Winter-Umstellung und lebt dauerhaft mit der Winterzeit, während Utah die Winterzeit-Umstellung erst im November machen wird. Reisen in den USA kann kompliziert sein!

Wir kommen zum Lake Powell, einem großen Stausee, der völlig deplatziert wirkt in dieser Wüstenlandschaft. Um so mehr freut sich das Auge an der blauen Farbe. Von einem erhöhten Standort kann man einen Teil des Sees überblicken. Hier gibt es auch einen Hafen mit Bootsanlegern und Wassersport.

Lake Powell mit dem kleinen Hafen Wahweap
Lake Powell mit dem kleinen Hafen Wahweap

Der See wurde erzeugt durch das Aufstauen des Colorado Rivers an der Glen Canyon Staumauer, die wir wenig später erreichen. Hier gibt es ein Besucherzentrum mit Information über die Staumauer und den See.

Glen Canyon Staumauer
Glen Canyon Staumauer

Wir nehmen an einer Führung teil, die von einer jungen Frau – wir vermuten, dass sie indianischer Abstammung ist – geleitet wird. Der Glen Canyon Dam wurde von 1956 bis 64 gebaut und ist ein integraler Bestandteil der Wasserwirtschaft im Südwesten der USA. Die Bundesstaaten Arizona, Nevada, New Mexico und California haben wenig Niederschläge und sind immer von Trockenheit bedroht. Durch den Powell Stausee und den weiter westlich liegenden Mead Stausee in Nevada werden die Niederschläge vom Winter und das Wasser der Schneeschmelze aufgefangen und über das Jahr verfügbar gemacht. Außerdem produziert der Staudamm Strom für die Region. Der Stausee ist zur Zeit nur zu 65% gefüllt. Nach mehr als 10 Jahren mit wenig Niederschlägen hatte der letzte Winter viel Schnee und Wasser gebracht, was die Situation etwas verbesserte. Trotzdem ist die Sorge vor längerer Trockenheit allgegenwärtig.

Der schmale Canyon bildet eine optimale Vorrausetzung für den Bau des Damms. Der erste Schritt war die verkehrstechnische Erschließung der Gegend, wozu auch die Brücke gehört.

Glen Canyon Brücke
Glen Canyon Dam Bridge

Die Besichtigung des Kraftwerks war interessant. Neun riesige Generatoren produzieren elektrische Energie, die weite Bereiche von Nord-Arizona versorgt. Ich muss an das Wasserkraftwerk in Laufenburg am Rhein denken, das ich vor einigen Jahren besucht hatte. Die Dimensionen des Kraftwerks am Glen Canyon Dam sind um ein vielfaches größer.

Glen Canyon Staudamm
Links der Glen Canyon Staudamm. Rechts das Maschinenhaus mit den Generatoren.

Unsere junge Führerin erweist sich als sehr kompetente Ansprechpartnerin und kann alle Fragen ohne Zögern beantworten. Auch die Frage, ob sie Freude hat an ihrem Job, bringt sie nicht in Verlegenheit. „Yes, I love it!“ ist ihre spontane Antwort. „This part of the world is a little paradise.“ Sie arbeitet schon seit einigen Jahren im Besucherzentrum des Staudamms, unterbrochen von Ausbildunsgeinheiten, und freut sich jeden Morgen, wenn sie über die Brücke zur Arbeit fährt. Der Blick über den See auf der einen und den tiefen Canyon auf der anderen Seite, was kann es Schöneres geben. Das Leuchten in ihren Augen lässt keine Zweifel zu.

Der Colorado River hat sich im Laufe von Millionen von Jahren einen tiefen, kurvigen Graben in das Plateau geschnitten. Eine besonders hübsche Kurve finden wir wenige Kilometer nach dem Staudamm, der Horseshoe Bend. Hier hat sich der Fluss eine hufeisen-förmige Kurve von fast 360 Grad zurechtgelegt. Vom oberen Rand der steilen Felsabhänge lässt sich das Schauspiel beobachten.

Colorado Horseshoe Bend
Colorado Horseshoe Bend. Der Fluss kommt von oben rechts und fließt oben links weiter.

Am Abend treffen wir uns mit Olivia, die Tochter von Monika und Philip, die schon damals in unseren Jahren in New Jersey auf unsere Kinder aufgepasst hatte. Zusammen mit ihrer Freundin Lorraine ist sie unterwegs auf einer Ferientour von Süden nach Norden. Wir reisen in der entgegengesetzten Richtung und sind zufällig zur gleichen Zeit in derselben Region. Wir verabreden uns zum Abendessen. Es wird ein freudiges Wiedersehen mit vielen Erzählungen und Erinnerungen.

Abendessen mit Freunden
Abendessen mit Freunden: Olivia, Lorraine, Astrid, Stephan

Zum Abschluss unserer Zeit in Page gibt es noch ein ganz besonderes Erlebnis, ein Besuch im Antelope Slot Canyon, eine weitere Variation von Wasser und Wüsten-Sandstein. Der sehr schmale Canyon wurde durch den Antelope Creek geformt, ein Bach, der nur wenige Male im Jahr nach Sturzregen Wasser führt und dann in den Colorado River führt. Die meiste Zeit des Jahres ist der Canyon trocken und begehbar.

Der Antelope Canyon liegt auf Navajo-Gebiet und ist nur durch geführte Touren erreichbar, die von den Navajos organisiert wird. Zum Eingang des Canyons fahren wir mit einem Allrad-getriebenen Pritschenwagen bei halsbrecherischem Tempo über die Wüstenpiste. Es ist eine sandige und staubige Angelegenheit, was uns aber nicht abschreckt sondern Teil des Abenteuers ist.

Fahrt zum Antelope Canyon
Fahrt zum Antelope Canyon

Und dann treten wir aus dem gleißenden Sonnenlicht in den Canyon – und sind zutiefst berührt von der Farben- und Formenwelt, die sich uns eröffnet. Es ist, als seien die Wellen des Wassers in Sand gegossen, der von einem inneren Licht durchflutet wird. Es sind zauberhafte, fast mystische Bilder, von denen wir hier nur einige zeigen können.

Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon
Antelope Canyon

Der Canyon ist etwa 400m lang, wobei die Wände mehr als 40m hoch aufragen. Nach jeder Kurve bietet sich ein neues, überraschendes Bild. Mit staubigem, zerzaustem Haar stehen wir hinterher vor dem Canyon und können uns erst langsam wieder an das Tagelicht gewöhnen. Die Bilder des Antelope Canyons wirken noch lange nach.

Zurück im Sonnenlicht. Die Bilder vom Cantelope Canyon wirken noch lange nach.
Zurück im Sonnenlicht. Die Bilder vom Cantelope Canyon wirken noch lange nach.

 

 

3 Gedanken zu „Die Kraft des Wassers in der Wüste“

  1. Liebe Astrid, lieber Stephan,
    solch Zufälligkeit mit dem Treffen von Freunden ist zu vergleichen mit einem Sechser im Lotto, unvorstellbar.
    Die Bilder über die Formen und Farben vom Antelope Canyon sind virtuell an. Aber die Natur überrascht uns immer wieder.
    Astrid schaut anmutig auf diese einmaligen, von der Natur geschaffenen Wunder.
    Vielen Dank wiederum für die herrlichen Fotos und Berichte darüber.

    Seid herzlich gegrüßt von
    Heidi und Udo

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