Auf dem Vulkan: Yellowstone Park

Firehole River

Wir nehmen uns drei Tage Zeit für den Yellowstone Park – und könnten in dieser faszinierenden Landschaft doch Wochen verbringen. Die Fahrt von Cody in den Park führt etwa 50 Meilen durch eine felsige Berglandschaft mit schroffen Abhängen und engen Tälern. Es ist eine gute Einstimmung auf das was kommt.

Unterwegs von Cody zum East Gate des Yellowstone NP
Unterwegs von Cody zum East Gate des Yellowstone NP

Der Park hat ungefähr die Größe von Korsika und liegt im Mittel auf einer Höhe von 2300m. Am ersten Tag durchqueren wir den Park von Ost nach West und beziehen dann unser neues Quartier in West Yellowstone, einem kleinen, touristischen Ort direkt am westlichen Eingang in den Park, dem West Gate. An den Folgetagen starten wir von dort aus unsere Touren.

Als wir die Gebühr für den Park bezahlen, bekommen wir ein paar Informationsblätter in die Hand gedrückt, mit denen man uns willkommen heißt aber auch vor Gefahren warnt. Der Park liegt in einer geothermische aktiven Region! Man soll unbedingt auf den Wegen bleiben. Und man soll sich fern halten von wilden Tieren. Bisons und Bären können gefährlich werden! Astrid und ich schauen uns an und wissen noch nicht so recht, was davon zu halten ist.

In der Mitte des Parks befindet sich der Yellowstone Lake. Die schneebedeckten Gipfel der umgebenden Berge sind ein tolles Panorama. Die Saison ist hier schon zu Ende, und das Besucherzentrum geschlossen. „Thanks for a great season! See you next year!“ steht auf den Schildern. Wir sind fast alleine und genießen die stille, friedliche Atmosphäre, sind aber auch ein bisschen beunruhigt von all den Warnungen.

Yellowstone Lake
Yellowstone Lake

Das westliche Besucherzentrum am Old Faithful Geysir ist noch geöffnet. Hier finden wir freundliche Beratung. Wandern im Park? Natürlich, es gibt über 1000 Wanderwege. Ob wir schon mal in einem Bären-Gebiet gewandert sind? Nicht? Wir bekommen allerlei Ratschläge, wie wir uns verhalten sollen, falls wir einem Bären begegnen. Und für den Fall der Fälle sollten wir uns mit Bären-Spray ausrüsten. Na prima!

Im Besucherzentrum gibt es sehr gute Schautafeln und Modelle über die geologisch prekäre Situation dieser Region. Der Yellowstone Park liegt auf einem riesigen Vulkan, der sich zwar zur Zeit relativ ruhig verhält, in der Vergangenheit aber mehrfach ausgebrochen ist, das letzte Mal vor etwa 640’000 Jahren. Die umgebenden Gebirgszüge bilden den Kraterrand. In der New York Times (danke an Monika, die uns den Link geschickt hat) gibt es einen aktuellen Artikel, wo der Vulkan auf Grund seiner Größe als Super-Vulkan klassifiziert wird, der bei einem Ausbruch durchaus zur Verdunklung der Atmosphäre und einer vulkanischen Eiszeit auf der ganzen Erde führen kann.

Ausgerüstet mit all diesen Information – und einer griffbereiten Dose Bären-Spray – machen wir uns auf den Weg, die einzigartige Landschaft zu erkunden. Um es vorweg zunehmen: Wir unternehmen lange Touren durch den Park, sind aber glücklicherweise nie einem Bären begegnet.

Die Landschaft ist wunderschön und wäre schon ganz ohne geothermische Effekte einen Besuch wert. Das Besondere aber ist, dass immer irgendwo Wasserdampf aufsteigt und heiße Quellen oder Schlammlöcher blubbern.

Madison River
Madison River. Die Bisons lassen sich nicht stören von dampfenden Quellen
Firehole River
Firehole River

Die sprudelnden Quellen, denen wir an vielen Stellen im Park begegnen, fesseln uns. Manchmal ist das Wasser klar und tief-blau bis türkis. Wenn die Quelle von der Sonne beschienen wird, kann man schaudernd erahnen, in welch dunkle Tiefen das Loch führt.

Heiße Quelle im West Thumb Geyser Baisin
Heiße Quelle im West Thumb Geyser Baisin
Heiße Quelle am "Artist Paint Pots"
Heiße Quelle am „Artist Paint Pots“
Heiße Quelle in der Mammoth Area
Heiße Quelle in der Mammoth Area

Jetzt wird auch verständlich, dass der Boden um diese Löcher herum dünn und verletzlich ist. Es gibt ausgezeichnete Wege und hölzerne Stege, die durch die Felder mit den Quellen und Geysiren führen. So wandern wir auf Holzwegen durch fremde Dämpfe, Gerüche und Geräusche.

Board-Walk bei Artist Paint Pots
Board-Walk bei Artist Paint Pots
Monument Geysir Baisin
Monument Geysir Baisin

Am eindrucksvollsten sind natürlich die Geysire. Der alt-ehrwürdige Old Faithful ist der bekannteste Geysir des Parks. Er bricht relativ regelmäßig alle 60 bis 90 Minuten aus und produziert dann eine enorme Fontäne von 40 oder mehr Metern Höhe. Es ist der erste aktive Geysir, den wir sehen, und wir sind enorm beeindruckt von den freigesetzten Mengen an heißem Wasser und Energie. Und von den begleitenden Geräuschen!

Old Faithful Geysir
Old Faithful Geysir

Für einige der Geysire lässt sich der Zeitpunkt des nächsten Ausbruchs einigermaßen gut vorhersagen. Oft muss man dann aber trotzdem eine Weile warten, bis es tatsächlich losgeht – was bei den kalten Temperaturen Ausdauer erfordern kann. Der Beehive Geysir macht uns die Freude, dass er spontan und mit enormen Fauchen startet, als wir vorbei wanderten.

Beehive Geysir
Beehive Geysir

Die heißen Quellen, die sich im Laufe der Jahre oft neue und veränderte Wege suchen, haben meistens fatale Auswirkungen auf die umgebenden Pflanzen. Wenn Bäume das warme, silikathaltige Wasser aufnehmen, versteinern ihre Wasseradern. Die Bäume sterben ab und bleiben Jahrzehnte als versteinerte Stämme stehen.

Abgestorbene Bäume erinnern an Bilder von Casper David Friedrich
Abgestorbene Bäume erinnern an Bilder von Casper David Friedrich
Mammoth Hot Spring
Mammoth Hot Spring

Abends im Pub setzen sich zwei Männer neben uns an die Bar, beide von bärenhafter Statur. Unser direkter Nachbar spricht mit einem deutlichen englischen Akzent. Wir kommen ins Gespräch. Er kommt ursprünglich aus England, lebt aber seit mehr als 20 Jahren in Florida. Er hat einen Betrieb aufgebaut, der sich auf das Verlegen von Gehwegen mit einem Material aus recycelten Autoreifen spezialisiert hat. Dazu arbeiten sie mit dem Reifenhersteller Michelin zusammen. „My father was a coal miner. I am used to hard work!“ sagt er.  Zur Zeit arbeiten sie an einen Auftrag von der Parkverwaltung. Wir sind beeindruckt von der modernen Technologie und haben tatsächlich schon die neuen Gehwege kennen und schätzen gelernt. Er bekommt mehr Aufträge aus allen Ecken der USA, als er bearbeiten kann. Und so ist er zusammen mit seinen Mitarbeitern viel unterwegs mit dem Pickup-Truck. Stolz zeigt er uns Bilder von seinen drei Enkelkinder.  „I’m Kevin. It was great talking to you!“ sagt er zum Abschied.

Ein ganz großes Highlight des Parks haben wir uns bis zum Ende aufgehoben: Der Grand Canyon of the Yellowstone. Der grösste Fluss der Region, der Yellowstone River, hat sich ein tiefes Tal durch Gestein gefressen, das durch vulkanische Aktivitäten weich und porös wurde.

Grand Canyon of the Yellowstone
Unterer Wasserfall des Grand Canyon of the Yellowstone, fotografiert vom „Artist Point“
Felsformationen am Grand Canyon of the Yellowstone
Felsformationen am Grand Canyon of the Yellowstone

Wie fast überall im Park treffen wir auch hier auf eine Gruppe von asiatischen Touristen. Bei diesen Gelegenheiten werden wir immer um unsere Dienste als Fotografen gebeten und müssen die verschiedensten Smartphone-Kameras bedienen. Dieses Mal machen wir es umgekehrt und drücken der jungen, chinesischen Frau meine Spiegelreflex-Kamera in die Hand.

Grand Canyon of the Yellowstone.
Wir stehen auf einem Beobachtungspunkt am Grand Canyon of the Yellowstone. Kann man die bittere Kälte erahnen?

Auf unseren Wanderungen sehen wir natürlich auch viele Tiere, wenn auch keine Bären. Der geschützte Yellowstone Park ist ein Rückzugsort für wilde Tiere. Wir sehen Bisons, Wölfe, Kolkraben, Streifenhörnchen und andere Tiere. Besonders beeindrucken uns die Bisons und die Elche.

Elchkuh
Elchkuh

Am Besucherzentrum am Mammuth, zwischen Hotel und General Store, hat sich ein Elchbulle mit seinem Harem niedergelassen. Völlig ungestört von Autos und Spaziergängern liegen die großen Tiere auf einer Wiese und genießen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages.

Elchbulle mit Harem
Elchbulle mit Harem

Unsere Zeit am Yellowstone Park geht zu Ende. Den dritten Tage nutzen wir trotz eisiger Temperaturen voll aus und bleiben bis zum Sonnenuntergang. In der Abendsonne leuchtet ein heißer, dampfender Wasserlauf.

Heiße Quelle am Norris Geysir Basin
Heiße Quelle am Norris Geysir Basin im Abendlicht

Auf der Fahrt zurück zu unserem Hotel zeigt sich zum Abschied ein wundervoller und farbenprächtiger Himmel, der gut zu unserer etwas melancholischen Stimmung passt. Die Kälte auf der einen Seite und unsere Pläne für die Weiterreise auf der anderen Seite schicken uns auf den Weg – auch wenn wir gerne noch mehr Zeit im Park verbracht hätten.

Farbenprächtiger Abendhimmel zum Abschied vom Yellowstone Park
Farbenprächtiger Abendhimmel zum Abschied vom Yellowstone Park

Der Yellowstone Park ist eine einzigartige und fragile Region der Erde, die ständig in Veränderung ist. Die gleichermaßen faszinierende und bedrohliche Kraft des Erdinneren ist hier unmittelbar erfahrbar. Diese besondere Landschaft ist auf unseren Schutz angewiesen.

4 Gedanken zu „Auf dem Vulkan: Yellowstone Park“

  1. Man wird richtig süchtig durch die Bilder und Beschreibung, diesen Schatz der Natur persönlich zu erwandern.
    Wären wir doch mitgefahren.

    Liebe Grüße

  2. Ach so, vergessen haben wir vor lauter Natur das Foto von euch beiden.
    Solch glückliche und entspannte Gesichter, entspannte Menschen, denen man die Freude über die Naturschauspiele ansieht.

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