Am Grand Canyon

Grand Canyon, Arizona

Von Flagstaff aus machen wir uns auf den Weg zum Grand Canyon, dem sicherlich bekanntesten Nationalpark in den USA. Hier gräbt sich der Colorado River ein tiefes Tal von Ost nach West in das Colorado Plateau. Entsprechend gibt es eine Nord- und eine Süd-Kante. Wir kommen aus dem Süden und erreichen den Grand Canyon am South Rim. Als wir ankommen, ziehen noch Frühnebel durch das Tal, was dem Blick über den Canyon eine mystische Komponente verleiht.

Grand Canyon im Morgennebel
Grand Canyon im Morgennebel

Wir sind enorm beeindruckt von der Größe des Canyons. Tiefe Fluss-Einschnitte sind uns in den letzten Wochen immer wieder begegnet. Aber keiner der Canyons kommt auch nur annähernd an die Größe und Weite des Grand Canyons.

Nach Rücksprache mit dem Besucherzentrum entscheiden wir uns für eine Wanderung an der Hangkante, dem South Rim Trail. Es gibt hier ständig fahrende Shuttle-Busse, die an viele Stellen halten. So können wir eine lange Wanderung machen, ohne den Weg zurück laufen zu müssen.

Grand Canyon
Blick vom Grand Canyon South Rim auf den gegenüber liegenden North Rim

Hinter jeder Kurve, und davon gibt es hier sehr viele, offenbart sich ein neuer, atemberaubender Blick in die Tiefe. Auf der anderen Seite kann man in der Ferne die nördliche Kante, den North Rim, erkennen.

Nach einigen Meilen erreichen wir ein Dorf mit Hotel und General Store, das Grand Canyon Village. Von hier aus führt der Bright Angle Trail an der Hangkante hinab und in die Tiefe. Es ist ein Wanderweg, der schon Native Americans angelegt und genutzt wurde. Von hier könnte man den Fluss erreichen. Allerdings muss man den Weg dann auch wieder in die Höhe steigen, wobei 1350m Höhenunterschied zu überwinden sind. Wir überlegen, ob wir uns diesen Weg für den nächsten Tag vornehmen, entscheiden uns dann aber dagegen. Der Weg ins Tal und zurück ist nicht geeignet für eine spontane Entscheidung und braucht etwas mehr Zeit und Vorbereitung.

Der Grand Canyon Angle Trail
Der Grand Canyon Angle Trail führt in die Tiefe und zum Fluss

Wir bleiben als oben und laufen weiter am South Rim entlang. Zum Teil führt der Weg sehr dicht an der ungesicherten Kante entlang. Das ist nichts für Leute mit Höhenangst oder einem unsicheren Tritt.

Die Hangkante fällt steil ab in die Tiefe
Die Hangkante fällt steil ab in die Tiefe

An diesem späten Oktober-Tag sind nur wenige Wanderer unterwegs am Grand Canyon. Wie so oft hilft man sich wieder mit gegenseitigem Fotografieren. Dabei kommen wir in ein kurzes Gespräch mit einem älteren amerikanischem Paar, das die wichtigsten Aussichtspunkte mit dem Shuttle-Bus abfährt. Sie erzählen uns, dass sie ein florierendes Ski-Resort westlich von Boston besitzen und ein großes Ferienhaus in Arizona haben. Aha, ihr Wohlstand ist offensichtlich. Die Frau fragt uns, was wir von den Separatisten in Katalonien halten. Ihr Sohn sei gerade aus Barcelona zurück gekommen. Sie fügt hinzu, dass sie hoffen, dass die Separatisten erfolgreich sind. Ich gebe zu bedenken, dass es bei Separierungs-Aktivitäten nur Verlierer gibt. Es ist nicht gut für Europa und Spanien. Die Katalanen haben am meisten zu verlieren. Das sei doch Unsinn, sagt ihr Mann. Er hat eine klare Position. Wenn die Katalanen eigene Wege gehen wollen, dann sollen sie. „The Californians want to separate too. You (Europeans) can have them!“ setzt er noch hinterher. Und wenn er einmal in Fahrt ist, ist er nicht zu bremsen. In Europa herrsche ein riesiges Chaos, sagt er. Die vielen Immigranten und all die Attentate seien völlig außer Kontrolle. Er ist sehr froh, auf der anderen Seite des Atlantik zu leben … Ich denke spontan, dass ich auch froh darüber bin, behalte das aber lieber für mich. Wir sind einen Moment überrascht und realisieren, dass diese Unterhaltung nicht mehr in ein konstruktives Fahrwasser zu lenken ist. Tatsächlich begegnet uns gelegentlich bei Gesprächen eine amerikanische Weltsicht, die Europa im tiefen Chaos von Immigranten wähnt. Die Gesprächspartner mit dieser Ansicht sind in der Regel nicht interessiert an Fakten. So wünschen wir den beiden alles Gute und machen uns weiter auf unsere Wanderung.

Im Laufe des Tages wird die Sicht in die Ferne klarer, und die Farbe des Lichtes ändert sich. An einigen, wenige Stellen kann man in der Tiefe den Colorado River erkennen. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser kleine Fluss im Laufe einer sehr langen Zeit diese unglaubliche Landschaft geschaffen hat.

Grand Canyon im Nachmittagslicht
Grand Canyon im Nachmittagslicht. Ganz unten in der Tiefe kann man den Fluss erkennen.

Nach etwa 18km erreichen wir das westliche Ende des Rim Trails, den Hermest Rest. Anfang des 20ten Jahrhunderts gab es hier einmal ein Rasthaus, das nur zu Fuß durch lange Wanderungen erreichbar war. Heute gibt es hier immerhin Kaffee und Eis. Wir nehmen diesen Service gerne in Anspruch, ruhen unsere müden Füße aus und genießen den Blick in die Ferne.

Dann setzten wir uns in einen der Shuttle-Busse und fahren zurück zu unserem Ausgangspunkt, das östliche Ende des Rim Trails. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang kommen wir dort an und können noch einmal einen Blick auf ein spektakuläres Farbenspiel im Licht der roten Sonne erhaschen.

Sonnenuntergangsstimmung am Grand Canyon
Sonnenuntergangsstimmung am Grand Canyon

Wir haben auf unserer Reise bereits sehr viele spektakuläre Felsformationen gesehen. Aber der wirklich großartige Grand Canyon hat uns noch einmal sehr beeindruckt. Dieser National Park trägt zu Recht seinen Namen.

 

 

2 Gedanken zu „Am Grand Canyon“

  1. Liebe Astrid, lieber Stephan,
    euer letztes Drittel ist bereits angebrochen.
    Wieviel Male kam auf eurer erlebnisreichen Tour das Wort:“Soooo schön“ über eure Lippen, und wir hingen mit an diesen dran, auch bei diesem Anblick des Grand Canyon mit der ausdrucksvollen Beschreibung.
    Und wieder dieses eindrucksvolle Farbspiel der Felsformationen, wunderschön.
    Weiterhin eine erlebnisreiche Reise wünschen
    Heidi und Udo

    1. Lieber Udo, liebe Heidi, ihr seid ja richtig fleißige Leser und Kommentatoren! Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen. Ja, es sind immer wieder unglaublich schöne Bilder, die uns hier begegnen. So langsam nähert sich unsere Reise dem Ende. Inzwischen sind wir im Süden von Kalifornien und werden uns in den nächsten 10 Tagen bis San Francisco vorarbeiten. Von dort geht es dann mit dem Flugzeug zurück nach New York, um noch einmal ein paar Tage an der Ostküste zu sein.
      Wir wünschen euch einen guten November in der Heimat! Liebe Grüße, Astrid und Stephan

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