Das Schiff nach Trondheim startet direkt am Hotel in Brekstad – für uns sehr bequem. Nur bei dem Ticketpreis zucken wir einen Moment zusammen. Norwegen ist ein teures Reiseland!
Das Speed-Boot macht seinem Namen alle Ehre und saust mit enormer Geschwindigkeit über das Wasser. Aber der Weg durch den Trondheimer Fjord ist weit. So dauert es eine Stunde, bis wir im Zentrum von Trondheim ankommen.
Wir verbringen einen entspannten Tag in der drittgrößten Stadt Norwegens mit etwa 200’000 Einwohner. Der Spaziergang durch die Stadt führt natürlich entlang den Speicherhäusern an der Nidelva. Die bunten Fassaden spiegeln sich im Wasser. Ein schönes Bild, das sich auf vielen Postkarten findet.
Eine besondere Attraktion ist der Nidaros-Dom, eine der bedeutendsten Kirchen Norwegens.

Das Gebäude ist wirklich sehr beeindruckend. Heute finden dort aber drei Hochzeiten statt, so dass wir das Innere der Kirche leider nicht anschauen können.
Wir statten dem Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum einen Besuch ab. Hier gibt es eine Ausstellung zu Hannah Ryggen, eine norwegische Künstlerin, die mit gewebten Teppichen fast malerisch gearbeitet hat. Die Farben ihrer Wolle hat sie aus Pflanzen selbst hergestellt. Ihre Motive nahmen Stellung zu gesellschaftlichen und politischen Themen ihrer Zeit. Besonders der zweite Weltkrieg, die deutschen Besatzung in Norwegen und die Menschenrechte in und nach dieser schweren Zeit und werden von ihr thematisiert.

Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum Trondheim
Hannah Ryggen lebte in Ørland, nicht weit entfernt von unserem kleinen Brekstad. Wir erfahren, dass es eine Partnerausstellung im Kulturzentrum von Brekstad gibt. Tatsächlich befindet sich unser Hotel in demselben Gebäudekomplex.

Anschließend sitzen wir in einem kleinen Straßencafé bei einem Bier. Neben uns nimmt ein norwegisches Paar Platz. Die Frau zeigt auf unseren Reiseführer und ist beeindruck von seinem Umfang. Sie spricht sehr gut Englisch, wie fast alle Menschen, denen wir hier begegnen. Wir kommen ein bisschen ins Gespräch.
Astrid fragt, wie die Versorgung der alten Menschen in Norwegen geregelt ist. Unsere Gesprächspartnerin erzählt vom staatlichen Sozialsystem, das umfangreiche Unterstützung anbietet. Es wird weitgehend von der Allgemeinheit finanziert. Deshalb hat sie auch keine Probleme, für ein Glas Bier 100 Kronen (umgerechnet 10 Euro) zu bezahlen. Allerdings dreht sich der politische Wind in Norwegen, wie fast überall in Europa, weg vom Sozialstaat und hin zu “jeder für sich”.
Wir plaudern noch eine Weile. Sie erzählt von der langen Dunkelheit im Winter und sagt, dass sie im Oktober nach Griechenland fliegen werden. Das sei billiger als eine psychotherapeutische Behandlung – und viel effektiver.
Wir verabschieden uns von den beiden sympathischen Menschen, schlendern noch etwas durch die Stadt, essen bei der norwegischen Restaurantkette Egon und steigen spät am Abend wieder in das Speed-Boot zurück nach Brekstad.