Zwei lange Fahrtage von New York entfernt ist unser nächstes Ziel das Ostufer von Lake Michigan, einem der 5 großen Seen im Norden der USA. Wir finden eine Unterkunft in dem kleinen Ort New Buffalo, direkt an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Michigan und Indiana. Es ist ein ruhiger Ferienort, einer von vielen an der Küste, mit einem kleinen Yachthafen, Restaurants und kleinen Shops.
Noch am Abend unserer Ankunft besuchen wir den Strand. Lake Michigan ist ein Binnensee, allerdings mit anderen Ausmassen als wir es von Europa kennen. Der See hat eine Länge von 494 km, und seine Fläche ist größer als die der Schweiz. Als wir ankommen offenbart sich ein weiter Blick in die Ferne, ohne dass man das andere Ufer erkennen kann. Es ist ein windiger Abend, und das Wasser rollt mit heftigen Wellen an den Strand.

Es sind unglaubliche Farben! Hier fühlt es sich an wie am Meer, allerdings ein Meer mit Süßwasser.

Wir erleben einen herrlichen Sonnenuntergang über dem windigen See. Der Himmel leuchtet rot, und ganz in der Ferne kann man die Hochhäuser von Chicago erkennen. Es gefällt uns hier so gut, dass wir uns spontan entschließen, ein paar Tage zu bleiben.

Es gibt am Ufer einige State Parks, in denen die ursprüngliche Dünen-Landschaft erhalten wurde. Die Parks sind gut erschlossen für Wanderer und Naturliebhaber. Im Besucherzentrum werden wir gerne beraten und mit Kartenmaterial versorgt. Wir unternehmen ausgiebige Dünen-Spaziergänge. Unsere Schrittezähler bekommen wieder viel zu tun!

Der Weg führt durch die Pinienwälder hindurch und erreicht immer wieder den Strand, von wo aus man in der Ferne am gegenüberliegenden Ufer die Skyline von Chicago erkennen können.

Vor der Industrialisierung war das Ufer durchzogen von Sümpfen, die inzwischen aber fast überall trocken gelegt wurden. An einigen Stellen wurden State Parks angelegt, um die Marschlandschaft zu erhalten. Aufwendige Holzstege machen die Landschaft begehbar. Es sind verwunsche Pfade, die sich zwischen Bäumen, Büschen und Schilfpflanzen durch die Sümpfe schlängeln.

Wir verbringen viel Zeit in der Natur und den schönen Landschaften und genießen noch oft die Abendstimmung am See.

Bei all der Freude an der Natur sehen wir aber auch viel Armut. Während das Ufer dominiert ist von wohlhabenden Ferienorten, finden wir im Hinterland viele Anzeichen einer strukturschwachen Region: kleine, zum Teil verfallene Häuser, in denen immer noch Menschen leben, und Reste von Industriebetrieben, die offensichtlich verlassen wurden und als Ruinen stehen bleiben. Die Spanne zwischen arm und reich erstreckt sich hier über einen schmalen Streifen.
Inzwischen planen wir schon die Weiterreise. Der nächste Abschnitt wird uns um die Südspitze des See herum nach Chicago führen, das etwa anderthalb Autostunden von New Buffalo entfernt ist.