Unser Road-Trip durch die USA ist zu Ende. Wir verbringen noch eine Woche im vertrauten New Jersey und New York, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Die letzten Tage vor der Abreise sind wir wieder im Sheraton Hotel, dort, wo wir vor drei Monaten die ersten Tage nach unserer Ankunft in den USA gewohnt hatten. Es ist schön, in ein bekanntes Umfeld zurück zu kommen. Aber unsere Stimmung ist dieses Mal ganz anders. Damals waren wir aufgeregt und – besonders ich – angespannt ob der Abenteuer und Ungewissheiten, die vor uns liegen. Jetzt macht sich Erschöpfung bemerkbar. Alle 2 oder 3 Nächte an einem anderen Ort sind nicht so einfach zu verkraften. Und wir sind erfüllt und zufrieden von den vielen Eindrücken, die wir mitnehmen durften. In Gedanken beschäftigen wir uns mit dem Wiedereintritt in den Alltag zu Hause. Es entwickelt sich Vorfreude auf das Wiedersehen mit unserer Familie und unseren Freunden.
Monika und Philip hatten uns zum Thanksgiving eingeladen, so dass wir ein richtig tolles amerikanisches Thanksgiving-Fest miterleben durften. Thanksgiving ist in den USA einer der wichtigsten Feiertage. Das ganze Land taucht ab in Feierstimmung. Bei Monika gab es ein wunderschönes Turkey-Essen. Olivia und Lorraine, die wir in Page getroffen hatten, waren auch dabei, wie auch weitere Freunde der Familie. Es war sehr schön! Vielen Dank an euch alle!


Astrid und ich machen Spaziergänge am Meer – jetzt wieder am Atlantik – und bummeln durch New York City. Auch der Besuch einer Broadway-Show ist dabei: A Bronx Tale – ganz toll! Wir gehen den Gedanken und Erlebnissen unserer Reise nach. Es ist die Zeit der Reflektion. Wie war es? Was ist aus all den Ungewissheiten vor drei Monaten geworden?

Man muss sich schon sehr gut verstehen, wenn man 90 Nächte zu zweit in Motel-Zimmern verbringen möchte. Da ist wenig Raum für eigene Wege oder Zeit für sich allein. Jetzt, 13 Wochen später können wir sagen, dass wir es gut hinbekommen haben. Mit Gelassenheit und viel Zuwendung zu einander haben wir die gemeinsame Zeit genossen und als sehr wertvolle Wochen für uns beide empfunden.
Ein Thema, das mich sehr beschäftigt hatte, war das Reise-Budget. Es ist schwer abzuschätzen, was ein „Ferien-Alltag“ unterwegs in den USA kostet. Das Leben an den dicht besiedelten Küsten und in den großen Städten ist natürlich deutlich teurer als unterwegs auf einsamen Fernstraßen. Die tägliche Kontrolle der aktuellen Ausgaben wurde uns bald zur Routine. So sind wir weitgehend im vorgegebenen Budget geblieben. Die Tatsache, dass unsere Reise in der Nach-Saison lag, hat einen Teil dazu beigetragen.
Und wie ging es mit dem „planlosen“ Reisen, die nächste Motel-Buchung nur 2 oder 3 Tage im Voraus? Auch das hat überraschend gut geklappt. Am Anfang der Reise, damals in Seaside Heights, haben wir uns eine USA-Karte genommen und eine Liste der Ziele erstellt, die wir besuchen wollten. Und dann ging es einfach los. Irgendwie haben wir tatsächlich fast alle Ziele auf unserer Liste erreicht und sind mit der verfügbaren Zeit ausgekommen. Dabei haben wir die Freiheit der spontanen Reiseplanung sehr geschätzt. Die Übernachtungen waren immer akzeptabel, naja, vielleicht bis auf das eine Mal, als wir uns in Monterey „verbucht“ hatten. Wir hatten uns via booking.com drei Nächte in einem gar nicht mal so billigen Motel eingebucht, das sich dann als unschöner und abgewohnter Kasten direkt an einer viel befahrenen Straße entpuppte. Dort sind wir vorzeitig ausgezogen und haben für eine Nacht doppelte Kosten akzeptiert.
Das Leben von und mit der Kreditkarte klappt recht gut in den USA. Sie wird als Zahlungsmittel überall akzeptiert, auch für kleine Beträge. Allerdings wurde uns die Kreditkarte im Verlaufe der Reise dreimal gesperrt. Aus unerfindlichen Gründen war die Bank mehrmals besorgt, dass eine unserer Zahlungen nicht von uns stammte, und hat die Kreditkarte vorsorglich außer Betrieb genommen. Wenn dann bei der nächsten Zahlung die Message „Rejected“ erscheint, kommt Panik auf. Aber mit der Hilfe von Online-Banking konnten wir die Missverständnisse klären und die Karte wieder aktivieren. Einmal in einem vollen und lauten Pub in Chicago hatte ich aus Unachtsamkeit die Kreditkarte liegen lassen. Oh Schreck! Hier half die freundliche Bedienung, die die Karte hinterlegte, bis wir sie spät am Abend abholen kamen.
So waren wir auf dieser Reise von vielen Schutzengeln begleitet. Wir sind dankbar für Gottes Fürsorge und Bewahrung, die wir erfahren durften.
Ein Ziel unserer Reise war, die USA besser kennen zu lernen. Wie sieht es damit aus? Wir haben sehr viele Eindrücke von diesem faszinierenden Land bekommen. An erster Stelle steht die fantastische Natur und enorme Weite. Die Nationalparks und die vielen Küsten sind großartig. Aber auch die Begegnungen mit den Menschen in diesem Land haben uns gutgetan, die Freundlichkeit und die Herzenswärme, die uns so oft begegnet sind. Es scheint, dass das Zusammenleben der Kulturen oft sehr gut funktioniert. Das war schön zu sehen. Wir haben aber auch erlebt, wie sehr die derzeitige Regierung das Land spaltet. Und wir haben ein unglaubliches Ausmaß an Armut auf den Straßen gesehen. Auch das ist Amerika.
Die Präsenz von Religion hat uns beeindruckt. Sehr viele Menschen in den USA sind religiös. “Thank God!” ist eine häufige Aussage, die nicht nur als Floskel gemeint ist. Wir haben verschiedenen Kirchen besucht und an Sonntagsgottesdiensten teilgenommen. Überall wurden wir herzlich willkommen geheißen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie viele verschiedene Richtungen der christlichen Religion es gibt. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Die Kirchen sind sehr voll.
„Warst du glücklich?“ fragen wir uns gegenseitig, wenn wir am Strand spazieren gehen. Ja, das waren wir. Es gab sehr viele Glücksmoment, z.B. als wir in New Buffalo den Lake Michigan erreichten und am Ufer ankamen, im Yellowstone an einer der tiefblauen Quellen in das Erdinnere blicken konnten, durch die wunderschönen Sandformationen des Antilope-Canyons spazierten, auf endlosen, einsamen Straßen durch Arizona in die Nacht hinein fuhren, im Brice-Canyon zwischen den verrückten Sandstein-Skulpturen hindurch wanderten, den Sonnenuntergang an der Pazifikküste erreichten und in San Francisco mit dem Cabel-Car die Hügel hinauf und hinunter sausten. Es gab noch viel mehr dieser Glücksmomente, die uns im Gedächtnis bleiben werden. Die Begegnung mit der Natur auf der einen Seite und den offenen, freundlichen Menschen auf der anderen Seite waren die tragenden Säulen unserer Reise. Wir werden das „Where are you guys from?“ vermissen.

Es ist Zeit, nach Hause zu reisen, zurück in unseren Alltag nach 90 Tagen Ausnahmezustand. An dieser Stelle geht das USA-Reisetagebuch zu Ende. Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken, besonders für die Kommentare und die aufmunternden E-Mails, die wir bekommen haben. Wie schön, dass ihr uns auf diese Weise ein bisschen begleiten konntet. Jetzt freuen wir uns auf ein Wiedersehen.