Unsere nächste Etappe führt in den Süden von Utah an die Grenze nach Arizona. Es sind wieder 4 oder 5 Stunden Fahrt durch eine weite Berglandschaft.
Aber erst einmal gibt es ein Lehrstück zum Thema “Strategisches Tanken”. Wir sind unterwegs auf der Interstate 70 nach Westen, und der Tankinhalt geht wieder einmal zur Neige. An der nächsten Highway-Ausfahrt werden – wie immer – Tankstellen und Schnellrestaurants angekündigt. Aber die Benzinpreise sind uns zu hoch. Der Board-Computer meldet noch 80 Meilen, also 130km, und die nächste Ausfahrt ist nicht allzu weit entfernt. Wir fahren kurz entschlossen weiter. Jetzt aber wird die Gegend bergiger und einsamer. 40 Meilen weiter erreichen wir die nächste Abfahrt, die allerdings direkt auf einen Feldweg führt. Ein Schild sagt “No Services“. Also weiter. Wir werden ein bisschen unruhig, besonders als es immer mehr bergan geht und der Board-Computer seine Reichenweitenvorhersage kommentarlos nach unten korrigiert. Als wir die Passhöhe von über 2000m erreichen, hat sich die Restweiten-Anzeige bereits verabschiedet. “Low Fuel” blinkt uns aus dem Display entgegen. In Gedanken an einen unfreiwilligen Stopp am Straßenrand können wir die Schönheit der Landschaft nicht recht genießen. Um uns herum keine Anzeichen von Zivilisation, nur gelegentlich vorbeidonnernde Laster. Kein passender Ort für einen leeren Tank. Zum Glück geht es von jetzt an stetig bergab, so dass der Motor mit minimalem Benzinverbrauch auskommt. Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir nach bangen Momenten endlich wieder einen besiedelten Ort mit Tankstelle erreichen. Geschafft, Gott sei Dank! Jetzt wird aufgefüllt ohne Rücksicht auf den Benzinpreis. So viel Sprit hat noch nie in den Tank gepasst.

Schließlich erreichen wir in Kanab unsere Herberge für die nächsten 4 Tage. Das Motel liegt malerisch an einem Abbruch der allgegenwärtigen roten Felsen. Nicht weit vom Motel rückt eine Filmcrew mit Lastern mit Material und Ausrüstung an und richtet dort ihr Basislager ein. Wir wissen nicht, was gedreht wird, und vermuten, dass es hier der ideale Ort ist für einen Western.

Kanab ist ein beliebter Ausgangspunkt für großartige Nationalparks in der Region. Unser erster Besuch gilt dem Zion National Park. Wieder hat ein Fluss, der Virgin River, einen Canyon in den Sandstein geschnitten. Aber die Landschaft ist hier ganz anders als wir es von den anderen Parks kennen. Die Farben haben hellere und braune Töne, und die Abhänge sind weniger schroff.

Es ist ein sonniger Tag, beinahe T-Shirt-Wetter. Es gibt mehrere Wanderwege am Fluss entlang durch den Canyon. Das Tal ist bewaldet und zeigt sich in wunderschöne Herbstfarben.

Leider ist der Park an diesem Samstag sehr überlaufen. Wir haben ein verlängertes Wochenende in Utah erwischt. Die Schule hat von Donnerstag bis zum Ende der Woche geschlossen. So sind sehr viele Familien mit Kinder unterwegs. Es wird eng auf den Wanderwegen. Wir lassen uns aber nicht davon abhalten, die schöne Landschaft zu genießen.
Der nächste Tag ist dem Bryce Canyon gewidmet. Wir wissen noch nicht viel über den Park, als wir uns auf den Weg machen. Um es vorweg zu nehmen: Uns erwartet ein Höhepunkt unserer USA-Reise.
Der Bryce-Canyon liegt mit 2400 bis 2700m deutlich höher. Wir haben Glück mit dem Wetter, und trotz der Höhe ist es angenehm warm. Der Canyon wurde nicht durch einen Fluss geformt, weshalb die Bezeichnung als Canyon eigentlich falsch ist. Die Landschaft ist geprägt durch eine steile Abbruchkante aus Sandstein, in der sich durch Erosion die abenteuerlichsten Felsformationen gebildet haben. Unser Aufstieg führt auf einen Weg entlang der Abbruchkante. Von hier können wir einen großen, halbkreisförmigen Felskessel übersehen. Die Parkleitung hat den Begriff “Amphitheater” geprägt.

Fast endlos erstrecken sich bizarre Felsnadeln, die in allen möglichen Rot- und Brauntönen leuchten. Die Felsnadeln haben die Fantasie der Menschen angeregt und werden als Hoodoos bezeichnet.

Viele von ihnen sind personifiziert. Wir konnten das nicht unbedingt nachempfinden – erkennt man da wirklich Queen Elizabeth auf einem Pferd? – und haben uns einfach an den Farben und Formen erfreut.

Nachdem wir ein Stück an der Kante entlang gewandert sind, gibt es die Möglichkeit, in das Tal hinabzusteigen. Wir folgen gerne diesem verwunschenen Weg, auch wenn uns verschwitzte und schnaufende Wanderer entgegenkommen.

Jetzt kommen wir den Hoodoos näher, die unseren Spaziergang mit strengem Blick überwachen.

Der Wanderweg führt durch interessante Schleifen und Kurven. Ab und zu geht es durch einen Durchbruch im weichen Fels.

Weiter hinter der Abbruchkante zeigt sich eine fast liebliche Landschaft mit sandigen Hügeln. Hier gibt es auch viele Wege für Reiter.

Der Aufstieg zurück zur Kante bringt wie erwartet den Puls in Schwung. Ich bemerke deutlich die Höhe von immerhin über 2000m und muss kräftig schnaufen. Offensichtlich ist uns die Anstrengung anzusehen, denn ein entgegenkommendes Paar, gerade unterwegs in das Tal, fragt uns “Is that what it looks like when we have to come up again?” Wir müssen schmunzeln, und einigen uns darauf, dass es gut für die Gesundheit ist. Die Anstrengung wird belohnt durch immer wieder wunderschöne Ausblicke in diese einzigartige Welt.

So geht wieder ein intensiver Tag zu Ende. Astrid und ich sind beglückt von den Erlebnissen im Bryce Canyon. Es ist eine beeindruckende Naturlandschaft, die sprachlos macht. “It is a God thing!”, sagt eine Frau neben uns beim Blick über das Tal. Das empfinden wir genauso.

Wir machen uns auf den Rückweg in unsere Herberge, wo wir müde und zufrieden ins Bett fallen. Der nächste Abschnitt unserer Reise wird uns über die Bundesstaaten-Grenze nach Arizona bringen, wo der Grand Canyon und andere Highlights auf uns warten.
Liebe Astrid und lieber Stephan, daß ist ja eine super Idee mich an eurer unglaublichen, wunderbaren Reise teilnehmen zu lassen. Ich habe deinen Bericht mit Spannung gelesen, Stephan und verfolge euch auf der Landkarte. Die schönen Fotos, lassen mich ahnen in welcher Erlebniswelt ihr unterwegs seid. Sehr liebe Grüße und weiter eine wunderschöne Zeit wünsche ich euch, Antje.
Liebe Antje, vielen Dank für deine Rückmeldung. Es ist schön, von dir zu hören. Wir sind wirklich ganz erfüllt von diesen vielen Eindrücken auf unserer Reise, und freuen uns, wenn wir unsere Freude und Familie auf diese Weise ein bisschen mit hinein nehmen können.
Liebe Grüße,
Astrid und Stephan
Liebe Astrid, lieber Stephan,
ihr reist von einem Höhepunkt zum nächsten, und es liegt doch noch über einen Monat bis zur Rückreise vor euch.
Wir sind gespannt, ob das Bryce Canyon doch noch getopt werden kann.
Vielleicht könnten wir, die Leser der Reiseberichte, am Ende eurer langen Tour jeder für sich seine Lieblingsetappe wählen.
Das Glück mit dem Sonnenschein war euch holt.
Farbenprächtig sind die Felsformationen in warmen Rot-, Ocker- und Beigetönen. Jeder Blick ist überwältigend.
Liebe Grüße
Heidi und Udo
Lieber Udo, liebe Heide, vielen Dank für euren Kommentar. Die Idee mit der Auswahl der spannendsten Etappen klingt lustig. Warum nicht? Bryce Canyon war wirklich toll, aber es geht weiter … und da kommt noch allerlei.
Liebe Grüße,
Astrid und Stephan