West Yellowstone markiert den nördlichsten Punkt unserer Reise. Von jetzt ab geht es nach Süden – eine Richtung, die angesichts der Temperaturen sehr willkommen ist. Wir fahren durch lange Waldstrecken und kommen von 2300m Höhe langsam tiefer. Es geht mehrere Stunden durch den Bundesstaat Idaho, eine grüne und fruchtbare Gegend, die berühmt ist für Rinderzucht und Kartoffeln. Dann weitet sich der Horizont, und wir sehen Gebirgszüge in der Ferne auf beiden Seiten, im Westen und im Osten. Als wir die Grenze nach Utah erreichen, ist es deutlich wärmer geworden. Die kargen, felsigen Berge haben eine rötliche Färbung angenommen. Landwirtschaft gibt es kaum noch. Schließlich erreichen wir unser nächstes Ziel: Salt Lake City.
Noch am Abend unserer Ankunft fahren wir zum Strand des Great Salt Lake, dem Großen Salzsee. Wir sind sehr gespannt, welchen Eindruck dieser eigentümliche See hinterlässt.
Die Fläche des Sees ist ungefähr achtmal so groß wie der Bodensee. Aber der See ist sehr flach mit einer maximalen Tiefe von 8m und hat deshalb sehr viel weniger Wasser als der Bodensee. Der Salzgehalt liegt zwischen 8 und 25%, ist also vielfach salziger als das Meer. Es gibt hier keine Fische. Immerhin leben im Wasser Salzwassergarnelen und Salinen-Krebse, die als Nahrung für Wasservögel dienen. Der Wasserstand ändert sich im Laufe der Jahreszeiten, was große Schwankungen der Seefläche bewirkt. Wenn sich das Wasser zurück zieht, hinterlässt es eine salzige, weiße Kruste auf dem Strand.

Es ist eine ruhige Atmosphäre am Strand. Die Seeoberfläche liegt still da ohne Wellen. Durch den niedrigen Wasserstand sehen wir im Abendlicht Schichten von Sand, Salz und Wasser. In der Ferne zeigen sich die umliegenden Berge.

Wir sind nicht die einzigen Besucher an diesem sonnigen Abend. Einige (Hobby-) Fotographen nutzen das Abendlicht und den weißen Strand, um Hochzeitspaare oder ihre Lieben abzulichten.

Die Stadt Salt Lake City liegt 20 oder 30km entfernt vom See auf etwa 1200m Höhe und zeigt sich als eine moderne, aufstrebende und gut organisierte Stadt mit etwa 190’000 Einwohnern. Die Stadt wurde 1847 von Mitgliedern der Kirche Jesus Christi der Heiligen der Letzten Tage, den Mormonen, gegründet. In Zentrum von Salt Lake City befindet sich der Temple Square mit dem Tempel-Gebäude der Mormonen, ein beeindruckender Bau, fast wie ein Schloss, aus weißem Utah-Granit. Der Tempel wurde mit enormem Aufwand im 19ten Jahrhundert errichtet.

Der Temple-Square ist auch unser erster Stop in der Stadt. Wir werden sehr freundlich begrüßt, und man zeigt uns die wichtigsten Gebäude des Platzes und die Gedanken der Religion der Mormonen. Als Nicht-Mitglieder dürfen wir das Tempel-Gebäude nicht besichtigen. Aber im Besucherzentrum gibt es ein aufgeschnittenes Modell und interaktive Computer-Programme, die zeigen, wie es dort aussieht.

Auf dem Temple Square sind noch andere Gebäude, z.B. eine Veranstaltungshalle, die sich durch eine sehr gute Akustik auszeichnet und eine große Orgel beherbergt. Wir bekommen die Gelegenheit, ein halbstündiges Orgelkonzert zu hören und sind begeistert vom tollen Klang.

Salt Lake City hat weitere Sehenswürdigkeiten, z.B. das Capitol. Hier befindet sich der Regierungssitz des Bundesstaates Utah.

Das Capitol befindet sich auf einer Anhöhe. Von hier aus hat man einen guten Blick über die Stadt und die umgebenden Gebirgszüge. Salt Lake City liegt in einem großen Tal, das von der Wasatchkette im Osten und dem Oquirrh-Gebirge im Westen eingebettet ist. Es sind beeindruckende Berge, in denen 2002 die olympischen Winterspiele ausgetragen wurden.

Es ist Sonntag Morgen. An jedem Sonntag findet eine aufwendige Veranstaltung mit guter Musik in der Veranstaltungshalle des Temple Square statt, die uns vom Besucherzentrum empfohlen wurde. Wir möchten aber in eine christliche Kirche gehen. Tatsächlich gibt es einige christliche Gemeinden in dieser von den Mormonen geprägten Stadt. Mit Googles Hilfe suchen wir eine lutherische Gemeinde und entscheiden uns für die Mount Tabor Lutheran Church, eine Kirche im Osten der Stadt. Pünktlich zum Gottesdienst sind wir dort und werden sehr warmherzig empfangen. Es ist eine kleine Gemeinde, wo jeder jeden kennt. Man ist natürlich neugierig auf unsere Geschichte, die wir gerne erzählen. Der Gottesdienst folgt weitgehend einer katholischen Liturgie, hat aber viele Bezüge zu Luther und ist offen für alle, wirklich alle, die teilnehmen möchten. Wir fühlen uns wohl bei diesen freundlichen und offenherzigen Menschen.
Den Sonntag Nachmittag verbringen wir noch einmal am See. Es gibt eine große Insel, Antilope Island, die als State Park verwaltet wird und in einstündiger Autofahrt erreichbar ist. Hier machen wir einen ausgiebigen, sonnigen Spaziergang durch eine einsame Landschaft. Der See ist als Kulisse allgegenwärtig. Das herbstliche Licht am Nachmittag gibt der Landschaft eine schöne Färbung.

Im State Park gibt es wilde Tiere. Wir sehen (wieder) einen Bison und wandern in gebührendem Abstand um ihn herum – der aber kein Interesse an Sonntagsspaziergängern hat.

Und uns begegnet Rotwild, das wenig Scheu vor Menschen zeigt und uns neugierig beobachtet.

Die zwei Tage in Salt Lake City gingen schnell vorbei. Wir verbringen den letzten Abend noch einmal am Salzstrand und genießen die Abendsonne.

Am nächsten Tag werden wir unser Nomadenleben wieder aufnehmen und weiter Kurs nach Süden setzen. Unser nächstes “Basislager” ist Moab, Utah, von wo aus wir wieder Nationalparks besuchen werden.