Wir verbringen ruhige Tage am Strand, unterbrochen von gelegentlichem Ausflügen in die Region. Heute steht Philadelphia auf dem Programm. Obwohl diese Metropole nicht weit entfernt liegt, steht sie aus touristischer Perspektive doch immer im Schatten von New York. Für uns ist es der erste Besuch in “Philly”.
Wir erreichen die Stadt von New Jersey über die imposante Benjamin Franklin Bridge, die den Deleware River überspannt.

Benannt wurde sie nach dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt, der sich im 18ten Jahrhundert als Wissenschaftler, Erfinder und Schriftsteller einen Namen machte. So ist es nicht verwunderlich, dass wir unseren Spaziergang durch die Stadt im Franklin Institute beginnen, einem technischen und wissenschaftliche Museum, wo unter anderem die Erfindungen von Benjamin Franklin ausgestellt sind. Unsere Eindrücke sind allerdings gemischt. Die didaktische Aufarbeitungen der Themen ist – wie fast immer in den USA – hervorragend. Leider fehlen aber weitergehenden Erklärungen und detaillierteren Beschriftungen der Exponate. Sehr gut gefallen hat uns dagegen ein I-Max-Film über den Planeten Erde und die Folgen des Klimawandels. Ein beeindruckendes Zeugnis!
Dann aber vertreibt uns die Klimanalage aus dem riesigen Gebäude. Während die Temperaturen draußen bei sonnigen 27 Grad liegen, herrscht hier eine gefühlte Eiseskälte. Die Mitarbeiter tragen warme Fließjacken und Halstücher. Wir sind froh, dass wir gehen können und wärmen uns in der Sonne am Logan Square.

Vom Logan Square wird in der Ferne der Turm der City Hall sichtbar, unser nächstes Ziel. Die City Hall ist ein beeindruckendes Gebäude aus weißem Stein in viktorianischem Stil. Hier sehen wir Straßenmusiker und andere Künstler, und beobachten einen Foto-Session von einer Trauung.
Bald darauf kommen wir zu Macy’s, eine der großen Kaufhaus-Ketten in den USA. Die Filiale in Philadelphia hat eine Überraschung bereit: Im überdachten, 7-stöckigen Innenhof taucht zwischen Regalen mit Anzügen, Krawatten und Schuhen die grösste vollständig bespielbare Orgel der Welt auf, die Wanamaker Grand Court Organ. Die Orgel wird tatsächlich zweimal täglich gespielt und soll einen orchestralen Klang entfalten, der von Musikern und Filmemachern sehr geschätzt ist. Leider passte unser Zeitfenster nicht. Wir hätten sie gerne gehört.

Unser Spaziergang führt uns weiter zur Independence Hall mit einem Park und einem Museum über die historische Bedeutung der Stadt.

Philadelphia spielte in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine viel größere Rolle, als uns bewusst war. Im Jahr 1776 wurde hier die amerikanische Unabhängigkeit, und wenig später in 1787 die amerikanische Verfassung verkündet. Hier ist auch die Liberty Bell ausgestellt, eine große Glocke, die bei der Verlesung der Unabhängigkeitserklärung geschlagen wurde und besonders durch ihren großen Riss durch den Klangkörper berühmt geworden ist.
Die nächste Station ist der Reading Terminal Market, eine große Markthalle an der 12ten Straße. Früher gab es an dieser Stelle einen zentralen Bahnhof. Heute ist der Komplex Teil eines großen Convention Centers.

Der Markt beeindruckt durch eine enorme Vielfalt der Kulturen. Wir sehen viele Stände mit deutschsprachigen Angeboten. z.B. “Bratwurst” vom Metzger Schmitz. Bei einigen Ständen ist die Bedienung in traditionellen Trachten der Amish People gekleidet, die ja nicht weit entfernt in Pennsylvania leben. Und es gibt natürlich sehr viele asiatische und südamerikanische Stände. Das Menschengewimmel ist faszinierend und anstrengend zugleich.
Schließlich erreichen wir die Old City, das alte Zentrum, nahe am Ufer des Delaware gelegen. Das Straßenbild ändert sich und ist geprägt von engen Gassen und kleineren Stadthäusern, oft in Ziegelbauweise. Hier gibt es viele kleine Geschäfte, Cafes und Galerien, darunter das center for art in wood, die Organisation, wo Philip aktiv ist. Dort ist eine anspruchsvolle Sammlung von gedrechselten Holz-Gegenständen zu sehen. Die Atmosphäre in der Old City gefällt uns sehr und erinnert an Amsterdam.

Es wird Abend. Wir haben das Stadtzentrum einmal von Nord nach Süd durchquert, und unsere Schrittzähler danken es mit mehr als 10’000 aufgezeichnet Schritten. Zum Abendessen treffen wir uns mit unseren Freunden im Revolution House, 200 Market Street. Es ist ein freundliches Restaurant mit schöner Dachterrasse, das wir gerne weiter empfehlen. So geht ein sonniger Tag mit vielen Eindrücken zu Ende. Das uns unbekannte Philadelphia hat ein Gesicht bekommen.