Zweimal Fast-Rund-Rügen

Planung und Bootsübernahme

August 2022: Dieses Jahr wollten wir, meine Frau Astrid und ich, es noch einmal mit Rügen probieren. Letztes Jahr hatten wir dort ein Boot bei Breege gechartert. Aber die Woche stand unter keinem guten Stern. Es war unsere erste Tour zu zweit, bei der wir wegen einem dreitägigen Sturm einen großen Teil der Zeit im Hafen abwettern mussten. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch das Boot zwischen Kloster und Vitte im Schlick festgefahren. Nichts passiert, aber trotzdem ärgerlich. So verging die Woche schnell, ohne dass wir viel Gelegenheit zum Segeln hatten.

Festgefahren! Letztes Jahr steckten wir im Schlick und mussten zurück in die Fahrrinne gezogen werden.

Dieses Jahr sollte es anders werden. Wir planten von vornherein 2 Wochen, so dass uns Wettereinbrüche nicht aus dem Konzept bringen würden und wir nach Lust und Laune auch länger an einem Ort bleiben konnten. Wir wählten Altefähr als Ausgangspunkt unseres Törn, direkt gegenüber von Stralsund. Dadurch entfiel die lange Strecke durch enge Fahrwasser von und nach Breege. Und schließlich wollten wir noch etwas anderes ausprobieren: Aufgrund der Klima- und Energieprobleme in diesen Zeiten sollte die lange Anreise aus dem Süden mit den Zug erfolgen, statt wie sonst üblich mit dem Auto.

Die wichtigsten Stationen

Die Zugfahrt klappte gut. Einzig die Schlepperei des Gepäcks stellte sich als eine mühsame Beigabe heraus. Deshalb ließen wir unsere großen Reisetaschen in Stralsund und fuhren mit der Regionalbahn weiter nach Altefähr. Der Fußweg vom Bahnhof zum Hafen führte durch eine der wunderschönen romantischen Alleen, von denen es so viele auf Rügen gibt.

Kastanien-Allee auf Rügen

Unser Boot, eine Dehler 34, stand bereit. Allerdings fehlte der Windgeber im Mast, der aufgrund von Kommunikationsproblemen mit dem Navigationssystem nicht mit auf die Reise gehen konnte. Ohne Anzeige und Berechnung des scheinbaren und wahren Windes mussten wir uns auf unser seglerisches Bauchgefühl verlassen. Da wir gelegentliche Jollen segeln, ganz ohne elektronischen Schnickschnack, sollte das eigentlich machbar sein.

Unsere erste und sehr kurze Etappe führte über den Strelasund in den Hafen von Stralsund. Dort holten wir unsere Reisetaschen ab, rüsteten uns mit Proviant aus und genossen einen entspannten Abend in dieser schönen Stadt.

Im Hafen von Stralsund

Stralsund -> Seedorf (27 NM)

Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Bei mäßigem Wind aus Nordwest setzten wir Seedorf als Tagesziel, ein kleines Dorf mit einem sehr schönen Naturhafen am nordöstlichen Rand des Greifswalder Boddens. Wir verließen Stralsund pünktlich um 12 Uhr und versammelten uns mit anderen Seglern vor der Ziegelgraben-Brücke, die den Weg nach Osten versperrte.

Durchfahrt durch die Ziegelgrabenbrücke

Nach der Brückenöffnung um 12:20 Uhr ging es ein kurzes Stück durch eine Fahrrinne nach Südosten, wo sie in den Strelasund mündet. Dort konnten wir die Segel setzen und bei schwachem Wind dem Verlauf des Strelasund folgen. Im Greifswalder Bodden änderten wir den Kurs nach Nordosten. Die Insel Vilm war schon von weitem sichtbar. Leider ließ der Wind immer mehr nach und drehte auf Nordost, kam also direkt von vorne. Jetzt war es Zeit, den Motor zu bemühen, der uns die letzten 8 Meilen voran brachte. Die skurrile ehemalige Entmagnetisierungsplattform markierte die Einfahrt in die Having und zeigte sich als eindrückliches Symbol einer militärischen Vergangenheit.

Vorbei an der ehemalige Entmagnetisierungs-Plattform der NVA

Wir folgten den roten Tonnen zum Hafen. Die Einfahrt durch den dichten Schilfgürtel wurde erst aus der Nähe erkennbar. Nach 6:30 Stunden machten wir das Boot in Seedorf fest.

Im Hafen von Seedorf

Der Hafen inmitten von Schilf hat uns sehr gut gefallen. Hier konnten wir direkt von der Badeplattform in das sehr saubere Wasser springen, was man in anderen Häfen nicht freiwillig machen würde. Wir blieben einen weiteren Tag in Seedorf und machten einen Ausflug zum wunderschönen Jagschloss Granitz. Von dort ging es mit dem „Rasenden Roland“ nach Baabe und dann per Pedes wieder zurück zum Boot. Den Tipp für diesen Ausflug bekamen wir vom Hafenmeister und geben die Empfehlung gerne weiter

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h wird der “Rasende Roland” seinem Namen nicht ganz gerecht. Für uns Segler sind es aber in jedem Fall atemberaubende Geschwindigkeiten.

Seedorf -> Sassnitz (33 NM)

Inzwischen hatte der Wind wieder aufgefrischt, weiterhin aus Nordost. Unser nächstes Ziel war Sassnitz. Der Kurs führte bei sonnigem Wetter durch den Greifswalder Bodden nach Südost. Mit nahezu Halbwindkurs kamen wir gut voran. Die Dehler zeigte sich von ihrer segel-starken Seite. Wir umrundeten das Mönchgut mit dem Tiessower Haken im Süden und folgten der Landtief-Fahrrinne, wo wir für ein kurzes Stück den Motor bemühen mussten. Sobald es genug Wassertiefe um uns herum gab, holten wir wieder die Segel heraus und kreuzten in nordöstliche Richtung. Auch dabei hat uns das Boot viel Freude gemacht. Am Nordperd, etwa auf der Höhe von Göhren, konnten wir dann auf nordwestlichen Kurs drehen und mit einem langen Schlag Sassnitz ansteuern. Die Seebäder Selin und Binz und der geschichtsträchtige Komplex Prora zogen in der Nachmittagssonne vorbei. Wir passierten drei riesige Frachtschiffe, die in der Reede vor Anker lagen. Der Wind ließ nach, so dass wir die letzten Meilen mit 4 und dann 3 Knoten absolvierten.

Entspanntes Segeln bei schwachem Wind durch die Ankerreede vor Sassnitz

Aber wir hatten keine Eile – wie schön, wer das von sich sagen kann! Nach 7 Stunden kamen wir in Sassnitz an. Der große Hafen hatte viel Platz aber auch etwas Schwell. Auf unserem Boot gab es Ruckdämpfer für die Festmacherleinen, die tatsächlich etwas Ruhe ins Boot brachten.

In Sassnitz machten wir wieder einen Tag Segel-Pause und verbrachten die Zeit mit einem ausgiebigen Spaziergang am Fuße der Kreidefelsen bis zur Kieler Treppe und zurück durch den Buchenwald, der als UNESCO Kulturerbe ausgezeichnet ist.

Buchenwald an der Kreideküste

Sehr schön ist die lange Fußgängerbrücke, die in einem großen Bogen von der Stadt hinunter zum Hafen führt.

“Balkon mit Meerblick” – Fußgänger-Hängebrücke von der Altstadt zum Hafen

Sassnitz -> Glowe (21 NM)

Dann sollte es wieder auf das Wasser gehen. Wir wollten um die Kreidefelsen herum nach Glowe im Norden der Insel. Der Wind hatte zugenommen und kam weiterhin aus Nordost. Andere Segler berichteten von eine starken Welle draußen, 1 bis 1,5 m, da der Wind ungehindert über die Ostsee eine lange Anlaufstrecke hatte. Unbeirrt machten wir uns bei bedecktem Himmel auf den Weg. Vorsorglich setzten wir das Großsegel im ersten Reff. Wie zu erwarten wurden wir nach der Ausfahrt aus dem Hafen heftig durchgeschüttelt. Sicherheitswesten und Lifelines wurden Pflicht. Es zeigte sich, dass wir im Salon einige Chaps nicht richtig verriegelt hatten. Dort lag in kurzer Zeit alles kunterbunt durcheinander, was uns im Moment aber nicht ablenken durfte. Zum Glück blies der Wind stetig, und wir kamen trotz heftigem Seegang zügig voran. Der eine oder andere Brecher ging über das Vordeck. Im Cockpit hatten wir es aber trocken. Wir kreuzten eine Weile nach Nordosten und umrundeten die Halbinsel Jasmund. Dabei meldete sich das erwähnte Bauchgefühl mit dem deutlichen Wunsch nach dem zweiten Reff, was schnell erledigt war. Unser Boot machte seinem Ruf als Performance-Segler alle Ehre und lief auch im zweiten Reff stabil und mit gutem Tempo.

Blick auf die Kreidefelsen

Dann hatten wir den östlichsten Punkt der Insel erreicht und konnten mit Halbwindkurs nach Nordwesten und später mit Raumwindkurs nach Westen fahren. Der Traveler wanderte nach Lee, und es wurde ruhiger an Board. Wir genossen den Blick vom Wasser auf die Kreidefelsen und den Königsstuhl, auch wenn uns heute kein Sonnenschein vergönnt war.

Königsstuhl

Im Tromper Wiek stand immer noch eine ordentliche Welle aus Ost. Die relativ enge Hafeneinfahrt von Glowe ist aber nach Westen ausgerichtet, so dass sie gut machbar war.

Gleichzeitig mit uns hatte ein etwas kleineres Boot den Hafen von Sassnitz verlassen, das uns unterwegs immer wieder begegnete. Und tatsächlich trafen wir sie in Glowe als Stegnachbarn wieder. Die beiden Segler berichteten, dass gleich am Anfang der Tour ein Brecher über das Cockpit ging und sie deshalb erst einmal im Nassen saßen. Der Raumwind hatte dann geholfen, die Hosen zu trocknen. Es entwickelte sich eine Segel-Plauderei unter Gleichgesinnten.

Inzwischen war die Sonne wieder herausgekommen. Im Hafen von Glowe gab es ein Weinfest mit Live-Musik, wo wir uns kulinarisch verwöhnen ließen. Ein langer Spaziergang am schönen Sandstrand beschloss den etwas abenteuerlicheren Segeltag.

Strand bei Glowe

Glowe – Vitte, Hiddensee (27 NM)

Der Wind kam immer noch aus Nordost. Heute wollten wir Kap Arkona umrunden und Vitte auf Hiddensee ansteuern. Unser Weg führte uns nach Norden durch das Tromper Wiek und dann um Kap Arkona herum nach Westen.

Kap Arkona – leider ohne Sonnenschein

Wir segelten mit Raumwindkurs an der Nordküste von Rügen entlang. Schon bald konnten wir in der Ferne Hiddensee erkennen und drehten auf südwestliche Richtung. Die Ansteuertonne für das Fahrwassers tauchte auf. Da wir letztes Jahr im engen Fahrwasser keine guten Erfahrungen gemacht hatten, stieg die Nervosität an Board. Wir holten frühzeitig die Segel herunter, reihten uns in die Perlenkette der anderen Segler ein und fuhren den letzten Teil mit Maschine. Tatsächlich lief alles problemlos.

In Vitte wollten wir nicht unbedingt in den Seglerhafen Lange Ort, sondern schauten erst einmal im Stadthafen vorbei. Dort gab es einige wenige Gastplätze am Viktoria Kai. Diese Plätze lagen etwas abseits vom eigentlichen Hafenbecken. Wir mochten den Steg, weil es von dort nur wenige Schritte bis ins Zentrum vom Ort war.

Düne am Strand von Vitte

Wir lieben die Insel und verbrachten hier einen weiteren Tag. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort waren wir auf der anderen Seite der Insel am Strand und konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben. Ein Ausflug nach Kloster gehörte genauso dazu wie ein morgendliches Bad im Meer, wenn auch bei sportlichen Temperaturen. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei.

Sonnenuntergang auf Hiddensee

Vitte – Sassnitz (40 NM)

Bei unsere Spaziergängen hatten wir schon gemerkt, dass der Wind auf Nordwest drehte. Für die nächsten Tage war zunehmender Wind und später auch Regen angesagt. Wir wollten weiter, bevor uns das Wetter auf Hiddensee festsetzte. Doch wohin? Für den letzten Teil der Umrundung von Rügen fehlte uns nur noch die Rückfahrt nach Stralsund. Diese Strecke kannten wir schon von letztem Jahr, und sie war uns zu langweilig. Weiter nach Westen wäre bei dem Wind kein Spaß gewesen. Wir entschieden uns daher, die Insel noch einmal zu umrunden, dieses Mal in die andere Richtung von West nach Ost. Der Anblick von Kap Arkona und dem Königsstuhl war es uns auf jeden Fall wert, dieses Mal vielleicht sogar bei Sonnenschein. Und außerdem hatte sich Besuch von Freunden in Sassnitz angemeldet. Sie würden dort mit der Fähre von Schweden ankommen.

Unser Plan war, erst einmal nach Glowe oder Lohme zu segeln. Von dort sollte es dann weiter gehen nach Sassnitz. Bei der Abfahrt von Vitte wurden wir mutiger und nahmen trotz der engen Fahrwasser das Großsegel zu Hilfe. Mäßiger Raum- und Halbwind waren günstig, und das Navigieren im Fahrwasser klappte gut.

Morgenstimmung bei Vitte

Wir kamen bald aus den gebaggerten Bereichen heraus und segelten nach Norden. Sobald wir die Abdeckung durch die Insel Hiddensee verließen, blies der Wind kräftig von Westen. Das erste Reff war schnell gesetzt. Die Nordküste der Insel mit Kap Arkona konnten wir wieder mit Raumwindkurs bewältigen. Die scheinbare Ruhe auf dem Boot bei Raumwind-Kurs täuschte aber über die tatsächlichen Windverhältnisse, zumal wir keinen Windgeber hatten. Als wir in das Tromper Wiek nach Süden einbogen, wurde es recht ungemütlich. Zudem hatte sich eine ordentliche Welle aus Westen aufgebaut, die uns seitlich traf. Das Großsegel wurde auf das zweite Reff verkleinert. Wir segelten erst einmal unverdrossen weiter nach Süden. Als wir weit in der Ferne den Hafen von Glowe sahen, kamen uns aber Zweifel angesichts der westlich ausgerichteten engen Hafeneinfahrt, die wir mit kräftigem Rückenwind und Welle hätten nehmen müssen. Eine Legerwall-Situation wollten wir auf jeden Fall vermeiden. Nach kurzer Strategie-Besprechung im Cockpit gab es eine Planänderung: Wir fuhren weiter nach Sassnitz. Die Hafeneinfahrt dort war bei jedem Wetter zu bewältigen. Der Tag war noch ausreichend lang für zwei oder drei weitere Stunden auf dem Wasser.

… dann also weiter nach Sassnitz …

Die Strecke führte wieder vorbei am Königsstuhl und den Kreidefelsen, dieses Mal tatsächlich bei Sonnenschein. Der Westwind frischte weiter auf, so dass wir schnell voran kamen, aber auch mit dem Boot gut beschäftigt waren. Auf den letzten Meilen wurde es dann anstrengend. Auch die Genua war inzwischen in die zweite Reff-Stufe eingerollt. Trotzdem zeigte die Logge über 8 Knoten bei Halbwindkurs durch sehr unruhiges Wasser. Man konnte nur ahnen, welche Kräfte hier am Werk waren.

8,6 Knoten auf Am-Wind-Kurs … beachtlich für das kleine Boot

Wir waren froh, als wir endlich die Tonnen der Hafeneinfahrt erreichten, die Segel herunterholen und den Rest mit dem Motor fahren konnten. Hinter der Hafenmauer wurde die See ruhiger, aber der Wind pfiff immer noch heftig. Wir wussten noch nicht, dass uns ein besonders spannendes Anlegemanöver bevorstand. Bei der Auswahl einer Box entschieden wir uns für die Einfahrt vorwärts und gegen den Wind. Dadurch sollte das Cockpit im Windschatten der Sprayhood liegen, was den Aufenthalt an Board angenehmer machen würde. Erst einmal klappte alles nach Plan. Die Einfahrt in die Box passte und die Heckleinen wurden um die Dauben gelegt. Aber der erste Versuch, einem freundlichen Helfer am Steg eine Vorleine zuzuwerfen, misslang. Zu einem zweiten Versuch kam es nicht mehr, weil der kräftige Wind das Boot in einer durchaus würdevollen Drehung zur Seite und langsam aber beständig gegen die Dauben der benachbarten, leeren Boxen schob. Alle Versuche, die Drehung durch Festhalten der Luv-Heckleine bei kräftigem Motorschub aufzuhalten, waren vergebens. Der Wind saß buchstäblich am längeren Hebel. Vorher hatte ich mich noch etwas abfällig über Bugstrahlruder geäußert („Wer braucht denn so etwas?“), jetzt hätte ich ein Königreich dafür gegeben. Schließlich lagen wir quer an den Dauben wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Guter Rat war teuer – und kam in Form einer Sorgleine an einer etwas weiter entfernten Box. Mit dem Bootshaken konnte Astrid die Sorgleine erreichen und uns langsam Stück für Stück soweit in Position ziehen, dass wir die Vorleine endlich den inzwischen zahlreichen Helfern zuwerfen konnten – unter Beifall! Der Rest war einfach. Später erzählte man uns, dass wir heute schon das zweite Boot waren, das sich unfreiwillig quer gelegt hatte. Zum Glück war alles glimpflich abgegangen. Die weiteren Ankömmlinge an diesem Abend fuhren rückwärts in die Boxen. Offensichtlich eine gute Strategie!

Im Hafen von Sassnitz

Da wir nicht nach Glowe gefahren waren, hatten wir einen zusätzlichen Tag in Sassnitz. Wir machten einen Ausflug mit E-Bikes nach Ralswiek, wo die Störtebecker-Festspiele stattfinden, dann weiter nach Bergen, der Hauptstadt der Insel und schließlich zurück über den Industriehafen Mukran – eine schöne Runde, wenn auch überschattet von viel Wind und Regen. Die elektrische Unterstützung war sehr willkommen!

Am nächsten Tag trafen wir uns mit unseren Freunden Hans und Ingrid, die mit einem Wohnmobil auf dem Rückweg von Norwegen und Schweden waren. Wie es der Zufall wollte, hatte Hans Geburtstag. Wir luden sie zu Kaffee und Kuchen auf unser Boot ein und verbrachten den Rest des Tages bei sonnigem Wetter mit Streifzügen in und um Sassnitz.

Geburtstags-Kaffee
Unterwegs bei Sassnitz

Am Abend legte am Nachbarsteg ein Boot mit einem etwas älteren Paar an. Der Segler erzählte, dass er nach seiner Pensionierung schon viel mit dem eigenen Boot unterwegs war. Dieses Mal hatte ihn seine Frau begleitet. Die beiden waren sehr angenehme Gesprächspartner. Es stellte sich heraus, dass er 77 Jahre alt war und das Segeln ganz entspannt und mit viel Zeit angeht. „Ich habe entschieden, nur noch bei Halbwindkurs mit verträglichen Windstärken zu fahren!“ Nach unserer stürmischen Anreise nach Sassnitz fanden wir das einen sehr guten Vorsatz. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns herzlich.

Sassnitz – Lauterbach (31 NM)

Unsere Charterzeit näherte sich dem Ende, und wir mussten die Rückreise nach Stralsund planen. Wir entschieden uns für Lauterbach als Zwischenstopp. Inzwischen hatte der Wind wieder auf Nordosten gedreht, sehr wohl passend für unser Vorhaben. Wir verließen Sassnitz bei mäßigem Wind, der aber im Laufe des Nachmittags auffrischte. Es entwickelten sich sehr dunkle Wolken. “Wenn du solche Wolken siehst: Kleine Tücher setzen und Ölzeug anziehen!!”, klang es mir noch im Ohr von einem früheren Mitsegel-Törn. Wir refften also die Segel und holten die Regensachen hervor. Zum Glück zog das Zentrum des Schauers an uns vorbei.

“Kleine Tücher setzen und Ölzeug anziehen!!” Dunkle Wolken über der Ostsee

Insgesamt verlief die Überfahrt ohne Probleme. Inzwischen waren wir beide routiniert bei den Abläufen an Board. Nachdem wir in den Greifswalder Bodden gedreht hatten, wurde die See etwas ruhiger. Der kräftige Ostwind brachte uns gut voran. Wir fuhren nordöstlich um Vilm herum, den letzten Teil nur mit Genua und immer noch mit 6 bis 7 Knoten, und bogen an der Tonne zum Hafen von Lauterbach ab. Wir entschieden uns für die Marina Im Jaich östlich neben dem Stadthafen, wo wir das Boot trotz kräftigem Seitenwind ohne Probleme in die Box brachten, dieses Mal sogar ganz ohne Helfer am Steg. Wir hatten dazugelernt!

Die Wasserwelt in dieser Marina mit schwimmenden Ferienwohnungen und vielen Segelbooten aller Größen hat einen ganz eigenen Reiz.

Marina “Im Jaich” bei Lauterbach

Unser Spaziergang am Abend führte uns zum Badehaus Goor, einem historischen Wellnesshotel in malerischer Kulisse, das wir schon von früheren Reisen nach Rügen kannten. Ein Aperol-Spritz bei Sonnenuntergang mit Blick auf das Wasser und den Hafen war ein schöner Ausklang eines entspannten Segeltages.

Badehaus Goor, Lauterbach

Lauterbach – Stralsund (25 NM)

Die letzte Etappe sollte uns zurück nach Stralsund bringen. Die Stadt hatten wir kennen und schätzen gelernt. Dort wollten wir die letzte Nacht dieser Ferienreise verbringen. Für die Rückreise mussten wir die Öffnungszeiten der Ziegelgraben-Brücke berücksichtigen. Bei einem geschätzten Tempo von 5 Knoten wurde die Abfahrtszeit auf 10:15 Uhr gelegt, um die Brückenöffnung um 15:20 Uhr zu erreichen. Tatsächlich waren wir eher etwas schneller, was sich aber durch Reffen gut regeln lässt. Rügen zeigte sich noch einmal von seiner besten Seite. Die Sonne schien, und der Wind hielt sich in Grenzen, so dass wir ganz entspannt dem Strelasund nach Westen folgen konnten.

Abfahrt von Lauterbach

Wir wurden von einer ganzen Reihe von Yachten begleitet, die sich alle rechtzeitig zur Brückenöffnung einfanden. Das Timing passte gut, so dass wir nicht lange warten mussten.

Ankunft in Stralsund

Gegen 16 Uhr konnten wir das Boot in Stralsund festmachen. Wir hatten noch einmal einen schönen Abend in dieser Stadt.

Altstadt von Stralsund

Boot-Rückgabe und Heimreise

Am nächsten Tag konnten wir es gemütlich angehen lassen. Wir erledigten noch ein paar Einkäufe und bereiteten das Boot für die Rückgabe vor. Nach einem Stopp an der Tankstelle in Stralsund fuhren wir das kurze Stück über den Strelasund zurück nach Altefähr mit Motor. Von dort brachte uns ein Taxi mit all unserem Gepäck zum Bahnhof in Stralsund. Unsere Heimreise hatte begonnen.

Während etwas mehr als 200 Seemeilen hatten wir eine schöne Zeit mit der Dehler 34. Sie segelte sehr gut! Auch wenn es einige kleine technische Probleme gab (wie oft bei einem Charter-Boot) haben wir die Tour sehr genossen. Rückblickend war es eine gute Entscheidung, zwei Wochen zu planen. Dadurch wurde die Reise viel entspannter. Wir konnten die bezaubernden Orte, die wir besuchten, kennen lernen. Und bezaubernde Orte gibt es viele auf Rügen! Es war eine tolle Reise. Wir kommen bestimmt wieder!

Fotos: Astrid Witt

Fast Zweimal Rund-Rügen
(Wiki Commons, File:Ruegen – Uebersichtskarte.png – Wikimedia Commons)