Abschied von den Fjorden: Sand

Unsere letzte Etappe in Norwegen führt weiter in den Südwesten zu dem kleinen Ort Sand am Boknafjord.

Die Strecke führt wieder an einer wunderschönen Fjordlandschaft entlang, leider bei regnerischem Wetter.

Die norwegischen Strassen entlang, unter und über den Fjorden zeugen von ausgefeilter Technik in Verbindung mit großen finanziellen Mitteln. Mächtige Brücken und enorme Tunnelsystem kreuzen und queren die Fjorde.

Bei Granvin fahren wir durch einen 7,5 km langen Tunnel. Der Tunnel öffnet sich direkt auf eine Brücke über den Fjord, der in luftiger Höhe überquert wird.

Auf der anderen Seite geht es direkt wieder in die Felswand hinein.

Nach einem kurzen Stück im Tunnel kommt ein besonderes Highlight: ein kompletter Kreisverkehr tief im felsigen Berg, ausgeleuchtet mit geheimnisvollem Blau.

Wir sind so fasziniert von dieser Straßenführung, dass wir beinahe die richtige Abzweigung verpassen.

Am Abend erreichen wir Sand und das Fjordhotel, in dem wir uns für zwei Tage eingemietet haben. Das Hotel liegt direkt am kleinen Hafen. Endlich macht auch das Wetter mit.

Der Ort Sand liegt am Lachsfluss Suldalslågen, einem wilden Fluss mit zahllosen Wasserfällen. Das Wasser des Fluss betreibt mehrere Wasserfälle, die nach Auskunft im Touristen-Info 8% des norwegischen Strombedarfs produzieren. Der Ausbau mit Wasserkraft hatte die hier heimischen Lachse verdrängt. Daraufhin hat der Betreiber gegengesteuert mit dem Bau von vielen Lachstreppen. Eine dieser Lachstreppen in der Nähe von Sand wurde mit einem “Lachs-Studio” ausgerüstet, wo die Lachse durch Glasscheiben beobachtet werden können. Inzwischen gibt es hier wieder viel Wild- und Zuchtlachs.

Wir genießen noch einen sonnigen Tag am Fjord, erkunden die Gegend und verbringen entspannte Zeit am Wasser. Besonders die Stimmung am Abend ist wunderschön und lädt uns ein, die Seele baumeln zu lassen. Diese und viele andere Bilder von unserer Reise werden uns im Alltag begleiten.

Damit geht unsere Reise durch Norwegen zu Ende. Morgen liegt eine lange Etappe vor uns: Wir werden an einem Stück Norwegen von West nach Ost durchqueren, um noch ein paar Tage in Göteborg in Schweden zu verbringen, von wo wir dann wieder mit der Fähre nach Kiel übersetzen.

Stadt im Regen: Bergen

Wir verlassen Balestrand und fahren weiter nach Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens an der Westküste des Atlantiks.

Unsere Fahrt führt vorbei an einer der ältesten erhaltenen Stabkirchen Norwegens, die Hopperstand Stabkirche. Aus der Analyse des Holzes wird geschätzt, dass sie im Zeitraum von 1034 bis 1116 gebaut wurde.

Das Wetter ist regnerisch und wenig einladend. Trotzdem halten wir für einen Stopp und schauen uns die Kirche an. Der Innenraum der Kirche ist sehr dunkel. Licht kommt nur über kleine Luken auf beiden Seiten im Dach.

Die frei-stehenden Holzsäulen, die das Kirchenschiff tragen, sind gut zu erkennen. Die Dachkonstruktion erinnert an einen umgekehrten Bootsrumpf.

Im weiteren Verlauf kommen wir durch die Region Voss, die für Wassersport im Sommer und Skisport im Winter bekannt ist. In den Bergen sehen wir Zeugen von Wintersport. Allerdings ist alles eine oder zwei Nummern kleiner als in den Alpen. Es gibt es hier keine großen Hotels, sondern nur flache Gebäude. An den Hängen sind vereinzelt Skilifte zu sehen. Skifahren in Norwegen hat viel mit Langlauf und Trekking-Touren zu tun.

Nach einer regenreichen Fahrt erreichen wir Bergen. Wir sind untergebracht in einem Hotel in der Nähe ds Flughafens. Von dort kann das Stadtzentrum gut mit der Straßenbahn erreicht werden.

Bergen ist geprägt durch seinen großen Hafen umgeben von einer dichten Gebirgslandschaft. Die Häuserfront in Bryggen, dem Touristenviertel, zeugt von der Geschichrte als Hanse-Stadt.

Im Hafen liegt ein mächtiger Dreimaster, der Statsraad Lehmkuhl. Man kann sich auf dem Schiff für touristische und abenteuerliche Reisen “unter Segel” einkaufen.

Wir durchstreifen die Stadt und finden abseits vom Hafen gemütliche Altstadt-Gassen, die zum Bummeln einladen.

Wir machen einen Ausflug auf den Hausberg, den Fløyen, entscheiden uns aber gegen die Zahnrad-Bahn und gehen die 4 km Strecke lieber zu Fuß. Dabei werden wir vom Bergen-typischen heftigen Regen überrascht.

Von oben hat man einen guten Blick über die Stadt und den Fjord – sofern die Wolken diesen für einen Moment freigeben. Inzwischen sind wir komplett durchnässt, so dass ein Abstieg im Regen auch kein Problem mehr ist.

Insgesamt verbringen wir 3 Nächte in Bergen, müssen aber zugeben, dass sich der heftige Dauerregen etwas auf unsere Stimmung auswirkt. Als ich beim Auschecken im Hotel frage, ob dieser heftige Regen öfter vorkommt im August, bekomme ich mit einem Lächeln die Antwort, dass heftiger Regen typsch ist für alle 12 Monate des Jahres. Bergen ist die regenreichste Stadt Europas. “What did you expect?”

Balestrand

Wir machen uns wieder auf den Weg weiter nach Süden. Die nächste Station ist Balestrand am Sognefjord.

Vom Nordfjord führt die Strasse wieder in Serpentinen den Berg hinauf. Zwischendurch gibt es noch einmal einen Ausblick über den Fjord und die umgebenden Berge, zur willkommenen Abwechslung bei strahlendem Sonnenschein.

Wir nehmen wieder nicht dir direkte Route, sondern fahren über die Reichstrasse 13 durch das Gaularfjellet und vorbei an einem mächtigen Wasserfall, dem Likeholefosset. Der Wasserfall ist durch eine Fußgängerbrücke gut erschlossen.

Wir machen dort eine Pause und spazieren eine Weile am Fluß entlang, durch den Wald und zu einem nahgelegenen See. Ziemlich schnell finden wir uns in einer sehr einsamen und wilden Gegend. Wir genießen den Sonnenschein und die Stille, holen uns durch die vielen Bachläufe aber ziemlich nasse Füße.

Die Fahrt geht weiter an sehr schön gelegenen Bergseen. Nicht umsonst gilt diese Strecke als ein touristisches Highlight.

Schließlich führt die Straße in steilen Serpentinen hinab zum nächsten Fjord.

Die Straße ist frei, keine Wohnmobile oder Laster sind in Sichtweite und die Sonne scheint. Wir lassen das Auto laufen durch viele DCO-Kurven (DCO? “Darling come over!”). So machen Reiseferien Spaß.

Schließlich erreichen wir Balestrand, einen malerischen Ort. Wir übernachten im ehrwürdigen Kviknes-Hotel

Das Hotel liegt sehr schön an der Bucht und bietet einen fantastischen Blick über den Fjord. Es lädt zum Verweilen ein.

Es heißt, dass Kaiser Wilhelm II hier regelmäßig Ferien machte. Es soll einen Sessel geben, der für ihn reserviert war. Den können wir zwar nicht finden, aber das Interior spricht uns an mit vielen Gemälden, der schönen Möblierung und immer wieder dem Blick auf das Wasser.

Im Ort gibt es den Nachbau einer norwegischen Stabkirche, die wir auf unserem Abendspaziergang besuchen. Die Kirche wurde in den Jahren 1892 bis 96 gebaut. Die Kirche geht auf die ursprünglich schottische Ehefrau des Hotelbesitzers zurück. Sie war aus Begeisterung für die Berge und aus Liebe zu ihrem Mann in diese Region gezogen und wollte einen englischsprachigen Gottesdienst für die vielen Gäste anbieten. Leider hatte sie die Fertigstellung nicht mehr erlebt, da sie schon vorher an Tuberkulose gestorben war.

Wie es der Zufall will, findet dort tatsächlich ein kurzer Abendgottesdienst mit einigen wenigen Touristen statt, an dem wir spontan teilnehmen. Der englische Pfarrer erzählt, dass er für zwei Wochen hierher versandt wurde, um regelmäßig Gottesdienste anzubieten. Die Tradition hat schon lange Bestand. Hier wurden seit der Fertigstellung der Kirche jeden Sommer regelmäßige “Services” gehalten.

Wir verbringen den nächsten Tag mit einer Wanderung in den umliegenden Bergen und Wäldern. Die Natur ist weitgehend sich selbst überlassen mit zahllosen Bächen und dichten Wäldern mit sattgrünen moosbedecken Böden. Wanderwege sind gut beschriftet und markiert. Zwischendurch bieten sich schöne Ausblicke auf den Fjord und auf Balestrand.

Geirangerfjord

Wir fahren weiter nach Süden. Unser nächstes Ziel ist Innvik am Nordfjord, ein guter Standort für Ausflüge in die Region, besonders zum Geirangerfjord.

Die Strecke führt an den Ufern der Fjorde entlang. Kurz nach Molde führt ein Tunnel unter dem Fjord hindurch. Der erste Abschnitt des Tunnels steigt ab in abenteuerliche Tiefen, um dann am Scheitelpunkt wieder kräftig anzusteigen. Zwischen den Fjorden schraubt sich die Strasse in engen Serpentinen auf über 1000m Höhe, um die Bergrücken zwischen dem Wasser zu überwinden.

Den bekanntesten Abschnitt bilden die Trollstigen (Trolllieter). Sehr enge Serpentinen klettern um mehrere Wasserfälle herum in die Höhe. Als wir dort ankommen, regnet es allerdings heftig. Der Höhenzug verschwindet in den Regenwolken. Trotzdem herrscht hier touristischer Hochbetrieb. Busse und Wohnmobile zwängen sich um die Kurven, bleiben immer wieder stecken, müssen auf die Weiterfahrt warten. Wir reihen uns ein in die Schlange.

Trollstigen bei Regenwetter

Oben gibt es ein Besucherzentrum und eine Aussichtsplattform, die bei diesem Wetter aber in der Regenwolke verschwindet. Wir halten für einen kurzen Stopp und parken direkt neben zwei tapferen Motorradfahrern aus Finnland. 8 Grad Celsius hier oben, heftiger Wind und Regen. Respekt!

Man beachte die Nummernschilder: LÖ gibt es auch in Finnland

Vor 4 Jahren waren mein Freund Uli und ich mit den Motorrädern hier, damals aber bei schönem Sonnenschein. Glück gehabt!

Nach unser Ankunft in Innvik dreht sich das Wetter zum Besseren, zumindest, was man in West-Norwegen als besseres Wetter bezeichnen kann. Das kleine Hotel liegt direkt am Fjord. Wir bekommen ein einfaches Zimmer, das alles hat, was es braucht, und darüber hinaus einen wunderschönen Blick auf das Wasser bietet.

Wir bleiben zwei Tage und machen einen Ausflug zum Geirangerfjord, einen der schmalsten Fjorde mit fast senkrecht ins Wasser fallenden Felswänden und vielen steilen Wasserfällen. Eine Fahrt mit dem Fährschiff durch den Fjord zeigt die Landschaft von ihrer schönsten Seite.

Kleine Paddelboote vor riesigen Wasserfällen. Die Dimensionen sind beeindruckend.
Man kann sich gut vorstellen, dass der Fjord trotz geringer Breite eine enorme Wassertiefe hat.

In dem kleinen Dorf Geiranger liegen zwei große Kreuzfahrtschiffe vor Anker, um ein Vielfaches größer, als die Schiffe der Hurtigruten. Dank der großen Wassertiefe der Fjorde ist das kein Problem. Der Gegensatz der großen Schiffe zum kleinen Dorf ist unwirklich. Menschenmassen fluten durch den Ort. Wir finden das Treiben unpassend, aber der Region bringt es willkommene Einnahmen.

Auf den Höhenzügen zwischen den Fjorden sehen wir Seen, die zum Teil als Stauseen für die Stromgewinnung eingesetzt werden. Darüber befinden sich Gletscher, die hier im Norden schon in geringer Höhe das ganze Jahr über Schnee führen.

Atlantikstraße

Wir verlassen die Region Trondheim und sind unterwegs in südwestliche Richtung. Unser nächstes Ziel ist Molde, eine kleine Stadt direkt am Nordufer des Molde-Fjords.

Die Strecke führt wieder an vielen Seen und Fjorden vorbei. Kurz vor Kristiansund gibt es eine kurze Überfahrt mit der Fähre. Inzwischen hat sich der Himmel komplett bewölkt und es regnet zeitweise, typisches Wetter für die norwegische Westküste.

Wir machen einen Stopp in Kristiansund, eine malerische Stadt, die auf drei Inseln verteilt liegt. Die Inseln sind durch mächtige Brücken miteinander verbunden. Die Menschen in dieser Region leben am und vom Meer.

Dann kommt ein wirkliches Highlight der Strecke: Die Atlantikstraße. Die Straße verbindet die Inseln und Halbinseln der zerklüfteten Küste mit Hilfe von aufwendigen Brücken und Dämmen. Die Atlantikstraße wurde in den 80er Jahren gebaut und gilt als die “schönste Autostraße Europas”. Auch wenn das Wetter nicht ideal ist, genießen wir die Fahrt mit vielen Halte- und Aussichtspunkten.

Schließlich erreichen wir Molde. Wir haben uns in einem modernen Hotel direkt am Fjord eigebucht und konnten mit etwas Glück ein wunderschönes Zimmer mit Balkon zum Wasser ergattern. Wir sind im 11. Stock. Der Ausblick ist grandios … auch bei tief hängenden Wolken.

Molde ist ein wichtiger Hafen für Schiffe der Hurtigruten. Wir sehen die Schiffe vorbeiziehen und schauen ihnen von oben zu.

Am Abend schlendern wir zum Hafen und schauen beim Ein- und Ausladen der Schiffe zu. Hier herrscht ein geschäftiges Treiben. Reisende kommen an, begrüßen ihre Familien oder Freunde am Anlegesteg und machen sich auf den Weg zu ihren Unterkünften. Andere begeben sich an Bord. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto, mit viel oder wenig Gepäck verschwinden sie im Bauch des hell erleuchteten Schiffs und erscheinen bald darauf oben an der Reling. Paletten und Gepäck werden ein- und ausgeladen. Gabelstapler fahren hin und her.

Dann werden die Brücken hochgeklappt, die Leinen gelöst, und schon bald ist das Schiff wieder unterwegs zu anderen Zielen.

Müde vom Schauen machen wir uns auf den Rückweg. Unser Hotel steht am Rande der Stadt und erscheint wie ein überdimensionales Segel am Wasser. Wir freuen uns, an diesem besonderen Ort zu sein.

Brekstad und Ørland

Es ist ein sonniger Tag. Wir beschließen, die Umgebung von Brekstad zu Fuß zu erkunden und machen uns auf zu einer kleinen Wanderung am Fjord entlang. Die Landschaft ist von Feldern, Wäldern, Höfen und kleinen Ansiedlungen geprägt. Von fast jedem Punkt ist das Wasser des Fjords sichtbar.

Die Sonne scheint und die Temperaturen klettern auf 25 Grad, für norwegische Verhältnisse ungewöhnlich warm. Wir genießen das schöne Wetter und die fantastischen Ausblicke.

Am Nachmittag kehren wir zufrieden zum Hotel zurück. Für den Abend besorgen wir uns ein paar leckere Dinge vom lokalen Supermarkt, fahren mit dem Auto ein kurzes Stück nach Süden auf der Halbinsel von Ørland bis zu einem kleinen Hafen. Dort setzen wir uns zum Abendessen auf eine Kaimauer.

Die kleinen Häuser am Ufer werden von der Abendsonne beschienen. Wir genießen die friedliche Atmosphäre.

Hier im nördlichen Teil Europas ist es auch im August noch sehr lange hell. Um 10 Uhr leuchtet der Hafen im Schein der untergehenden Sonne.

Um 11 Uhr werden der Himmel und die Landschaft tief blau, aber es ist immer noch etwas hell.

Ein sehr schöner Tag geht zu Ende. Wir haben die Zeit in Brekstad genossen. Morgen werden wir uns wieder auf den Weg machen und in südwestliche Richtung nach Molde weiter fahren.

Trondheim

Das Schiff nach Trondheim startet direkt am Hotel in Brekstad – für uns sehr bequem. Nur bei dem Ticketpreis zucken wir einen Moment zusammen. Norwegen ist ein teures Reiseland!

Das Speed-Boot macht seinem Namen alle Ehre und saust mit enormer Geschwindigkeit über das Wasser. Aber der Weg durch den Trondheimer Fjord ist weit. So dauert es eine Stunde, bis wir im Zentrum von Trondheim ankommen.

Wir verbringen einen entspannten Tag in der drittgrößten Stadt Norwegens mit etwa 200’000 Einwohner. Der Spaziergang durch die Stadt führt natürlich entlang den Speicherhäusern an der Nidelva. Die bunten Fassaden spiegeln sich im Wasser. Ein schönes Bild, das sich auf vielen Postkarten findet.

Eine besondere Attraktion ist der Nidaros-Dom, eine der bedeutendsten Kirchen Norwegens.

Fassade des Nidaros-Doms

Das Gebäude ist wirklich sehr beeindruckend. Heute finden dort aber drei Hochzeiten statt, so dass wir das Innere der Kirche leider nicht anschauen können.

Wir statten dem Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum einen Besuch ab. Hier gibt es eine Ausstellung zu Hannah Ryggen, eine norwegische Künstlerin, die mit gewebten Teppichen fast malerisch gearbeitet hat. Die Farben ihrer Wolle hat sie aus Pflanzen selbst hergestellt. Ihre Motive nahmen Stellung zu gesellschaftlichen und politischen Themen ihrer Zeit. Besonders der zweite Weltkrieg, die deutschen Besatzung in Norwegen und die Menschenrechte in und nach dieser schweren Zeit und werden von ihr thematisiert.

Hannah Ryggen. “Liselotte Hermann halshuggen” (1938)
Nordenfjeldske Kunstindustrimuseum Trondheim

Hannah Ryggen lebte in Ørland, nicht weit entfernt von unserem kleinen Brekstad. Wir erfahren, dass es eine Partnerausstellung im Kulturzentrum von Brekstad gibt. Tatsächlich befindet sich unser Hotel in demselben Gebäudekomplex.

In der Fußgängerzone von Trondheim

Anschließend sitzen wir in einem kleinen Straßencafé bei einem Bier. Neben uns nimmt ein norwegisches Paar Platz. Die Frau zeigt auf unseren Reiseführer und ist beeindruck von seinem Umfang. Sie spricht sehr gut Englisch, wie fast alle Menschen, denen wir hier begegnen. Wir kommen ein bisschen ins Gespräch.

Astrid fragt, wie die Versorgung der alten Menschen in Norwegen geregelt ist. Unsere Gesprächspartnerin erzählt vom staatlichen Sozialsystem, das umfangreiche Unterstützung anbietet. Es wird weitgehend von der Allgemeinheit finanziert. Deshalb hat sie auch keine Probleme, für ein Glas Bier 100 Kronen (umgerechnet 10 Euro) zu bezahlen. Allerdings dreht sich der politische Wind in Norwegen, wie fast überall in Europa, weg vom Sozialstaat und hin zu “jeder für sich”.

Wir plaudern noch eine Weile. Sie erzählt von der langen Dunkelheit im Winter und sagt, dass sie im Oktober nach Griechenland fliegen werden. Das sei billiger als eine psychotherapeutische Behandlung – und viel effektiver.

Wir verabschieden uns von den beiden sympathischen Menschen, schlendern noch etwas durch die Stadt, essen bei der norwegischen Restaurantkette Egon und steigen spät am Abend wieder in das Speed-Boot zurück nach Brekstad.

Unterwegs nach Trondheim

Das nächstes Reiseziel nach Røros ist Trondheim. Eigentlich ist die Überschrift etwas irreführend, denn bei der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz in Trondheim müssen wir feststellen, dass auf den üblichen Internetseiten alle Hotels und B&Bs ausgebucht sind. Zumindest alle, die mit unserem Budget kompatibel ist. Später lernen wir, dass an diesem Wochenende in Trondheim einige Konzerte stattfinden. Außerdem ist es das letzte Wochenende vor dem Semesterbeginn, so dass viele Eltern ihre Töchter oder Söhne zum Studienbeginn begleiten.

Wir müssen also den Suchradius vergrößern und werden schließlich in Brekstad auf der Halbinsel Ørland fündig, einige – oder besser ziemlich viele Kilometer weiter nördlich direkt am Trondheim-Fjord. Der Preis ist okay. Und von dort soll es per Speed-Boot eine schnelle Verbindung nach Trondheim geben. Wir buchen uns dort ein.

Røros - Brekstad
Von Røros nach Brekstad

Für die Fahrt entscheiden wir uns gegen die direkte Verbindung über die vielbefahrene E6 und wählen statt dessen die kleinere und landschaftlich interessantere 705. Die Strecke führt durch sehr einsame Gegenden, entlang an vielen Seen und über Bergrücken. Die Landschaft ist karg und eigentümlich. In der Ferne werden Schneefelder sichtbar.

Von Røros nach Trondheim
Von Røros nach Trondheim

Zwischendurch begegnen uns Rentiere auf der Strasse, die völlig unbeeindruckt vom (wenigen) Autoverkehr über die Straße trotten.

Rentiere unterwegs auf der Strasse
Rentiere unterwegs auf der Strasse

Auch in den umliegenden Wiesen sind immer wieder Rentiere zu sehen.

Rentier am Strassenrand
Rentier am Straßenrand

Die Temperatur ist akzeptabel und der Regen hat sich zurückgezogen. So genießen wir die Fahrt durch diese einsame Landschaft mit offenem Dach. Tatsächlich begegnet uns fast kein Auto.

Unterwegs auf einsamen Straßen
Unterwegs auf einsamen Straßen

In der Region Trondheim wird der Verkehr wieder dichter. Wir kommen zurück in die Zivilisation. Wir fahren aber südlich an Trondheim vorbei und folgen den Ausläufern des Trondheim-Fjords weiter nach Norden. Es sind wunderschöne Straßen, die dem Ufer mit vielen Kurven folgen. Das Licht der Nachmittagssonne glitzert auf dem Wasser. Nach jeder Biegung gibt es einen neuen Blick über den Fjord. Wir sind bezaubert von der schönen Landschaft.

Blick über den Trondheim-Fjord
Blick über den Trondheim-Fjord

Das letzte Stück nach Brekstad ist eine Fährverbindung über den Fjord. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde und ist eine willkommene Abwechslung.

Autofähre von Valset nach Brekstad
Autofähre von Valset nach Brekstad

Wir genießen die Abendsonne auf dem Schiff und werfen einen neugierigen Blick auf die kleine Ansiedlung Brekstad, wo wir die nächsten Tage wohnen werden.

Nach etwa 6 Stunden Fahrt und 350km sind wir angekommen. Das Hotel ist sehr schön. Wir bekommen ein kleines, angenehmes Zimmer direkt am Hafen mit Blick auf das Wasser.