1. September: Abflug nach Newark – Weehawken, New Jersey
4. September: Seaside Heights, New Jersey
23. September: Brooklyn, New York
27. September: Clearfield, Pennsylvania
28. September: New Buffalo, Michigan
2. Oktober 2017: Chicago, Illinois
5. Oktober 2017: Sheboygan, Wisconsin
7. Oktober 2017: Sibley, Iowa
8. Oktober: Hill City, South Dakota
9. Oktober: Cody, Wyoming
10. Oktober: West Yellowstone, Montana
13. Oktober: Salt Lake City, Utah
16. Oktober: Moab, Utah
19. Oktober: Kanab, Utah
23. Oktober: Page, Arizona
24. Oktober: Flagstaff, Arizona
27. Oktober: Holbrook, Arizona
28. Oktober: Phoenix, Arizona
1. November: Palm Desert, Kalifornien
3. November: San Diego, Kalifornien
7. November: Sequoia National Park, Kalifornien
9. November: Mariposa, Kalifornien
11. November: Monterey, Kalifornien
14. November: South San Francisco, Kalifornien
16. November: San Francisco
20. November: Newark, New Jersey
21. November: Ocean Grove, New Jersey
22. November: Hainesport, New Jersey
24. November: Weehawken, New Jersey
28. November: Rückflug nach Basel – Lörrach
Unser Road-Trip durch die USA ist zu Ende. Wir verbringen noch eine Woche im vertrauten New Jersey und New York, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Die letzten Tage vor der Abreise sind wir wieder im Sheraton Hotel, dort, wo wir vor drei Monaten die ersten Tage nach unserer Ankunft in den USA gewohnt hatten. Es ist schön, in ein bekanntes Umfeld zurück zu kommen. Aber unsere Stimmung ist dieses Mal ganz anders. Damals waren wir aufgeregt und – besonders ich – angespannt ob der Abenteuer und Ungewissheiten, die vor uns liegen. Jetzt macht sich Erschöpfung bemerkbar. Alle 2 oder 3 Nächte an einem anderen Ort sind nicht so einfach zu verkraften. Und wir sind erfüllt und zufrieden von den vielen Eindrücken, die wir mitnehmen durften. In Gedanken beschäftigen wir uns mit dem Wiedereintritt in den Alltag zu Hause. Es entwickelt sich Vorfreude auf das Wiedersehen mit unserer Familie und unseren Freunden.
Monika und Philip hatten uns zum Thanksgiving eingeladen, so dass wir ein richtig tolles amerikanisches Thanksgiving-Fest miterleben durften. Thanksgiving ist in den USA einer der wichtigsten Feiertage. Das ganze Land taucht ab in Feierstimmung. Bei Monika gab es ein wunderschönes Turkey-Essen. Olivia und Lorraine, die wir in Page getroffen hatten, waren auch dabei, wie auch weitere Freunde der Familie. Es war sehr schön! Vielen Dank an euch alle!
Geschäftiges Arbeiten in der Küche mit viel Vorfreude auf ein Festmahl!Thanksgiving mit Freunden und reich gedecktem Tisch
Astrid und ich machen Spaziergänge am Meer – jetzt wieder am Atlantik – und bummeln durch New York City. Auch der Besuch einer Broadway-Show ist dabei: A Bronx Tale – ganz toll! Wir gehen den Gedanken und Erlebnissen unserer Reise nach. Es ist die Zeit der Reflektion. Wie war es? Was ist aus all den Ungewissheiten vor drei Monaten geworden?
Zeit der Reflektion: Lang Spaziergänge am Strand von New Jersey
Man muss sich schon sehr gut verstehen, wenn man 90 Nächte zu zweit in Motel-Zimmern verbringen möchte. Da ist wenig Raum für eigene Wege oder Zeit für sich allein. Jetzt, 13 Wochen später können wir sagen, dass wir es gut hinbekommen haben. Mit Gelassenheit und viel Zuwendung zu einander haben wir die gemeinsame Zeit genossen und als sehr wertvolle Wochen für uns beide empfunden.
Ein Thema, das mich sehr beschäftigt hatte, war das Reise-Budget. Es ist schwer abzuschätzen, was ein „Ferien-Alltag“ unterwegs in den USA kostet. Das Leben an den dicht besiedelten Küsten und in den großen Städten ist natürlich deutlich teurer als unterwegs auf einsamen Fernstraßen. Die tägliche Kontrolle der aktuellen Ausgaben wurde uns bald zur Routine. So sind wir weitgehend im vorgegebenen Budget geblieben. Die Tatsache, dass unsere Reise in der Nach-Saison lag, hat einen Teil dazu beigetragen.
Und wie ging es mit dem „planlosen“ Reisen, die nächste Motel-Buchung nur 2 oder 3 Tage im Voraus? Auch das hat überraschend gut geklappt. Am Anfang der Reise, damals in Seaside Heights, haben wir uns eine USA-Karte genommen und eine Liste der Ziele erstellt, die wir besuchen wollten. Und dann ging es einfach los. Irgendwie haben wir tatsächlich fast alle Ziele auf unserer Liste erreicht und sind mit der verfügbaren Zeit ausgekommen. Dabei haben wir die Freiheit der spontanen Reiseplanung sehr geschätzt. Die Übernachtungen waren immer akzeptabel, naja, vielleicht bis auf das eine Mal, als wir uns in Monterey „verbucht“ hatten. Wir hatten uns via booking.com drei Nächte in einem gar nicht mal so billigen Motel eingebucht, das sich dann als unschöner und abgewohnter Kasten direkt an einer viel befahrenen Straße entpuppte. Dort sind wir vorzeitig ausgezogen und haben für eine Nacht doppelte Kosten akzeptiert.
Das Leben von und mit der Kreditkarte klappt recht gut in den USA. Sie wird als Zahlungsmittel überall akzeptiert, auch für kleine Beträge. Allerdings wurde uns die Kreditkarte im Verlaufe der Reise dreimal gesperrt. Aus unerfindlichen Gründen war die Bank mehrmals besorgt, dass eine unserer Zahlungen nicht von uns stammte, und hat die Kreditkarte vorsorglich außer Betrieb genommen. Wenn dann bei der nächsten Zahlung die Message „Rejected“ erscheint, kommt Panik auf. Aber mit der Hilfe von Online-Banking konnten wir die Missverständnisse klären und die Karte wieder aktivieren. Einmal in einem vollen und lauten Pub in Chicago hatte ich aus Unachtsamkeit die Kreditkarte liegen lassen. Oh Schreck! Hier half die freundliche Bedienung, die die Karte hinterlegte, bis wir sie spät am Abend abholen kamen.
So waren wir auf dieser Reise von vielen Schutzengeln begleitet. Wir sind dankbar für Gottes Fürsorge und Bewahrung, die wir erfahren durften.
Ein Ziel unserer Reise war, die USA besser kennen zu lernen. Wie sieht es damit aus? Wir haben sehr viele Eindrücke von diesem faszinierenden Land bekommen. An erster Stelle steht die fantastische Natur und enorme Weite. Die Nationalparks und die vielen Küsten sind großartig. Aber auch die Begegnungen mit den Menschen in diesem Land haben uns gutgetan, die Freundlichkeit und die Herzenswärme, die uns so oft begegnet sind. Es scheint, dass das Zusammenleben der Kulturen oft sehr gut funktioniert. Das war schön zu sehen. Wir haben aber auch erlebt, wie sehr die derzeitige Regierung das Land spaltet. Und wir haben ein unglaubliches Ausmaß an Armut auf den Straßen gesehen. Auch das ist Amerika.
Die Präsenz von Religion hat uns beeindruckt. Sehr viele Menschen in den USA sind religiös. “Thank God!” ist eine häufige Aussage, die nicht nur als Floskel gemeint ist. Wir haben verschiedenen Kirchen besucht und an Sonntagsgottesdiensten teilgenommen. Überall wurden wir herzlich willkommen geheißen. Es ist erstaunlich zu sehen, wie viele verschiedene Richtungen der christlichen Religion es gibt. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Die Kirchen sind sehr voll.
„Warst du glücklich?“ fragen wir uns gegenseitig, wenn wir am Strand spazieren gehen. Ja, das waren wir. Es gab sehr viele Glücksmoment, z.B. als wir in New Buffalo den Lake Michigan erreichten und am Ufer ankamen, im Yellowstone an einer der tiefblauen Quellen in das Erdinnere blicken konnten, durch die wunderschönen Sandformationen des Antilope-Canyons spazierten, auf endlosen, einsamen Straßen durch Arizona in die Nacht hinein fuhren, im Brice-Canyon zwischen den verrückten Sandstein-Skulpturen hindurch wanderten, den Sonnenuntergang an der Pazifikküste erreichten und in San Francisco mit dem Cabel-Car die Hügel hinauf und hinunter sausten. Es gab noch viel mehr dieser Glücksmomente, die uns im Gedächtnis bleiben werden. Die Begegnung mit der Natur auf der einen Seite und den offenen, freundlichen Menschen auf der anderen Seite waren die tragenden Säulen unserer Reise. Wir werden das „Where are you guys from?“ vermissen.
Der letzte Reisetag: Abschied von den USA
Es ist Zeit, nach Hause zu reisen, zurück in unseren Alltag nach 90 Tagen Ausnahmezustand. An dieser Stelle geht das USA-Reisetagebuch zu Ende. Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken, besonders für die Kommentare und die aufmunternden E-Mails, die wir bekommen haben. Wie schön, dass ihr uns auf diese Weise ein bisschen begleiten konntet. Jetzt freuen wir uns auf ein Wiedersehen.
San Francisco, Sehnsuchts-Ziel vieler Fernreisenden, empfängt uns mit einem Regentag. “Great weather today!” sagt die Frau im Büro von unserem Motel. Nachdem wir soviel Trockenheit gesehen haben, können wir ihre Sichtweise verstehen.
Unser erster Weg führt zum Autoverleih, der das Büro inmitten der zentralen Touristenmeile am Fisherman’s Wharf hat. Hinter dem Tresen sitzt eine junge Asiatin, die die Schlüssel von unserem Dodge in Empfang nimmt. “Was everything okay?” fragt sie. Ja, das war es. Und wie! Wir wollen gerade erzählen von der langen Reise quer über den Kontinent, als sie uns schon die Abschlussrechnung in die Hand drückt und einen schöne Tag wünscht. So schnell kann es gehen. Etwas melancholisch verlassen wir den Ort, laufen bei passendem Regenwetter am touristischen Hafen entlang, essen ein völlig überteuertes Sandwich und kehren mit nassen Füssen zum Hotel zurück .
Am nächsten Morgen scheint schon wieder die Sonne. Astrid und ich haben uns vorgenommen, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden. Wir leihen uns ein Tandem aus – eine interessante Partnererfahrung – und sind unterwegs zur Golden Gate Bridge. Der Himmel ist tatsächlich strahlend blau, und die Brücke schimmert dazu wunderschön in ihrem typischen Rot.
Golden Gate Bridge
Auf dem Seitenstreifen der Brücke geht es eng zu, was mit unserer (noch) wackeligen Fahrweise auf dem Tandem nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Trotzdem erreichen wir ohne Probleme die andere Seite, von wo wir einen guten Blick auf die Stadt und ihre Lage an der Bucht haben. San Francisco ist von drei Seiten mit Wasser umgeben. Wir kehren über die Brücke zurück und fahren der Küste folgend zur Ocean Beach. Dabei erfahren wir im wahrsten Sinne des Wortes einige der Hügel dieser Stadt. 17% Steigung und eine hakelnde Schaltung machen die Sache nicht einfach. Ein Autofahrer, der an einer Stoppstraße hält, kurbelt die Scheibe herunter und ruft uns aufmuntern zu “You are doing a great job!“. Danke!
Steile Straßen in San Francisco. Hier der Blick auf die Saints Peter and Paul Kirche
Endlich kommen wir am Meer an und sind beeindruckt vom einladenden Strand. San Francisco ist sehr verwöhnt von vielen wunderbaren Stränden.
Mit dem Tandem an der Ocean Beach
Der Hunger macht sich bemerkbar. Also halten wir bei einem einfachen vietnamesischen Restaurant, wovon es hier sehr viele gibt. Schon öfter haben wir in den letzten Tagen in Kalifornien die gute, preisgünstige vietnamesische Küche kennen gelernt. Im Restaurant sind fast nur Asiaten, bis auf zwei Männer an einem Nachbartisch. Als wir uns über die Speisekarte beugen, kommt einer von ihnen zu uns. Ob wir hier zum ersten Mal seien? Ja, das sind wir. Dann müssen wir unbedingt die Curry Chicken Soup probieren. “There is no better in the entire town!” Wir folgen seinem Rat und sind tatsächlich begeistert. Später als wir durch den Golden Gate Park radeln, sehen wir ihn zufällig wieder. “How was it?” fragt er. Wir geben gerne Antwort, worauf er uns mit weiteren Tips für gute Fahrradstrecken versorgt.
Wir haben uns für die Zeit in San Francisco zwei Museen vorgenommen. Das Exploratorium ist eine Ausstellung zu Wissenschaft und Technik, die mit viel Kreativität neugierige Besucher aller Altersklassen anspricht. Das Museum spannt einen weiten Bogen durch Physik, Biologie und Technik und versucht auch immer einen Bezug zu Kunst und lokalen Künstlern herzustellen. Mich begeistert die Abteilung zu Tinkering, also Basteln und Selbermachen, in der die irrwitzigsten, selbstgebauten Maschinen zu sehen sind.
Exploratorium in San Francisco
Das zweite Museum auf unserer Liste ist das San Franciscos Museum of Modern Art, MoMa. Der Weg von unserer Unterkunft dorthin führt über die Lombard-Street, die in ihrem Verlauf ebenfalls steile Hügel erklimmen muss. An einer Stelle ist das Gefälle mit 27% so steil, dass die Straßenbauer im Jahr 1923 sich dazu entschieden haben, Serpentinen am Hang anzulegen, um die Straße befahrbar zu machen. Wer hätte damals gedacht, dass dieser Abschnitt als kurvenreichste Straße der Welt eine große Touristenattraktionen wird. Am frühen Sonntag Morgen ist es hier noch relativ ruhig. Als wir später am Nachmittag noch einmal vorbeikommen, staut sich der Verkehr auf einer langen Strecke mit Autos, die diesen Abschnitt befahren möchten.
Lombard-Street mit Serpentinen am Russian Hill
Das MoMa ist ein beeindruckendes Museum mit zeitgenössischer Kunst. Das Gebäude stammt vom Schweizer Architekten Botta, der auch in Basel gebaut hat. Im obersten Stockwert ist zur Zeit eine Ausstellung zu Objekten, die mit Musik und Soundtracks zu tun haben. Sehr spannend mit viel Kreativität! Außerdem sehen wir Fotografien von Walker Evans, Malereien und Objekte von Robert Rauschenberg und vieles mehr.
MoMa in San Francisco
Beim Besuch im Museum vergeht die Zeit sehr schnell. Da es Sonntag ist, möchten wir in einen Abendgottesdienst in einem anderen Teil der Stadt gehen. Zu Fuß ist es zu weit. So entscheiden wir uns für das typische Transportmittel der Stadt, das Cable Car. Das Surren der Stahlseile unter den Straßen ist in San Francisco ein allgegenwärtiges Geräusch. Um so schöner ist es, das zugehörige Transportmittel jetzt auch kennen zu lernen.
Cable Car
Es dauert etwas, bis die passende Linie bei uns vorfährt. Dann aber geht es los. Astrid und ich bekommen einen Stehplatz außen auf dem Trittbrett. Mit Gepolter und Getöse fahren wir mit Tempo die steilen Berge hinauf und hinunter. Es macht viel Spaß, die Stadt auf diese Weise zu erleben.
Unterwegs mit dem Cable Car
Die Abende verbringen wir im Fort Mason Park, der nur wenige Schritte von unserem Motel entfernt ist. Auch hier befinden wir uns direkt am Meer und haben noch einmal einen Blick auf die Golden Gate Bridge. Heute Abend leuchten die Containerschiffe im Licht der untergehenden Sonne.
Golden Gate Bridge im Licht der untergehenden Sonne
Auf der anderen Seite der Bucht können wir die sagenumwobene Gefängnis-Insel Alcatraz sehen. Heute sind dort natürlich keine Gefangenen mehr. Statt dessen befindet sich dort ein historisches Museum, das Astrid und ich bei unserem Besuch der Stadt vor mehr als 20 Jahren besucht hatten.
Gefängnis-Insel Alcatraz
Über all dem ziehen die Pelikane ihre Bahnen. Es ist eine wunderschöne Atmosphäre am Ufer, die wir noch sehr genießen.
Pelikane
Damit geht unsere Zeit an der Westküste und unser Road-Trip durch die USA zu Ende. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzen wir schon im Flugzeug, das uns zurück nach New York bringt. Es ist beinahe erschreckend, wie die Strecke, die wir uns in vielen Wochen erarbeitet hatten, in 5 bis 6 Flugstunden überbrückt wird. Wir stellen uns in Gedanken ein auf die Ostküste. Auch die dazugewonnenen Stunden der Zeitzonen müssen wir wieder zurück geben. In New York sind wir Deutschland nur noch 6 Stunden hinterher.
Wir werden noch eine Woche in New Jersey verbringen, um Abschied zu nehmen von diesem Land und unserer ganz besonderen Reise. Wir freuen uns sehr auf Thanksgiving, zu dem wir von unseren Freunden eingeladen wurden. Am 28. November machen wir uns dann auf die letzte Etappe zurück nach Lörrach.
Wir brechen auf zur letzten Tour mit unserem Reisegefährt. Der Rückgabe-Termin in San Francisco ist beinahe erreicht. Die Strecke von Monterey nach San Francisco braucht auf den großen Highways knapp 2 Stunden. Wir nehmen uns aber Zeit und fahren mit vielen Pausen über die Route 1, die an der Küste entlang führt. So können wir den Pazifischen Ozean noch einmal ausgiebig genießen.
Nördlich von Monterey gibt es viel Sand und Dünen. Wir halten auf einem Parkplatz, setzen uns ans Meer, um unsere Sandwiches zu essen und spazieren den endlos langen Strand hinauf und hinunter.
Pazifikküste bei Marina, nördlich von Monterey
Weiter nördlich, am Pigeon Point, gibt es einen historischen Leuchtturm, der malerisch an der Küste liegt. Wir machen einen kurzen Besuch. In einem Nebengebäude ist eine kleine Ausstellung über die Geschichte des Turms. Wir treffen zwei Männer, die mit Hingabe die historische Fresnel-Linse putzen, ein Glaskoloss von 5m Höhe und 3m Durchmesser. Die Linse, die schon lange einem effizienten LED-Scheinwerfer weichen musste, ist das Highlight der Ausstellung. Am Samstag wird hier ein Fest zum 145jährigen Jubiläum stattfinden. Bis dahin soll alles frisch herausgeputzt sein.
Historischer Leuchtturm am Pigeon Point
Mit dem Vorankommen nach Norden ist die Küste steiler geworden und zeigt scharfe Abbruchkanten. Wir klettern über die Felsen und laufen am Strand entlang. Hier gibt es viel Natur. Ein kalifornischer Condor, groß und schwarz, segelt an der Steilküste entlang. Am Strand sind Scharen von kleinen Vögeln, Sandpiper, die Formationsflug üben.
Schwarm mit Sandpiper
Auf den Felsen im Wasser sehen wir wieder viele Seelöwen, die sich hier ausruhen und die Nachmittagssonne genießen. In direkter Nachbarschaft sind einige Felsen voll mit Pelikanen besetzt. Wir schauen ihnen beim Fischen im Wasser zu.
Seelöwen
Wir haben gehört, dass es hier Wale geben soll, die in Küstennähe vorbei ziehen. Mit etwas Geduld findet Astrid in der Ferne tatsächlich kleine Fontänen, die aus dem Wasser blasen. Möven kreisen an der Stelle. Und dann können wir auch die zugehörigen Rücken- und Schwanzflossen sehen, die sich ab und zu aus dem Wasser heben.
Die Sonne steht inzwischen tiefer, und die Steilküste leuchtet in gelben Farbtönen.
Pazifikküste bei Pescadero
Es ist Zeit für ein letztes Selfie mit unserem Gefährt. Der Dodge Journey hat seine Sache gut gemacht und sich als zuverlässiges Mitglied des Reiseteams bewährt. Er hat uns über eine Strecke von 7’400 Meilen (oder 11’800km) durch das Land transportiert, wofür wir 861 Dollar in Benzin investieren mussten. Natürlich sind wir froh und dankbar, dass es überhaupt keine Probleme gab und die abgeschlossenen Versicherungen nicht zur Anwendung kommen mussten. Wir haben uns an das Auto gewöhnt und werden es vermissen.
Abschied von unserem Reisemobil
Nach einer entspannten Fahrt durch eine sehr schöne Landschaft kommen wir spät am Abend in San Francisco an. Hier werden wir die nächsten Tage verbringen und in das bunte Treiben der Stadt eintauchen. Am Montag, den 20. November, werden wir dann wieder zurück zur Ostküste nach New York fliegen.
Wir verlassen den Yosemite Park und die Berge und fahren zurück zur Küste. Unser heutiges Ziel ist Monterey, südlich von San Francisco. Dort werden wir einige Tage verbringen, um dann an der Küste entlang den Weg nach San Francisco zu nehmen.
Monterey ist eine Stadt von knapp 30’000 Einwohnern, die auf einer Halbinsel liegt. Die Stadt ist bekannt geworden durch den Fischereihafen und die Fischdosen-Fabriken am Cannery Wharf. Dort wurden in große Mengen Sardinen verarbeitet, was besonders zu Zeiten der beiden Weltkriege einen heftigen Boom erfuhr, da Fisch in Dosen wichtig für die Versorgung der amerikanischen Soldaten war. Einer der bekanntesten Romane von John Steinbeck, “Die Straße der Ölsardinen”, kommt aus dieser Stadt in der damaligen Zeit.
Heute spielen Ölsardinen keine Rolle mehr. Wo früher Fabriken waren, sind heute edle Hotels, Restaurants und einige wissenschaftliche Institute, die die malerische Küste bevölkern.
Küste bei Monterey. Die flachen Gebäude gehören zur Hopkins Marine Station, Stanford University
Der Standort ist für die Wissenschaft günstig, weil hier in Küstennähe enorme Wassertiefen erreicht werden. Tatsächlich stehen wir am Rand eines Unterwasser-Gebirges mit Tälern von mehreren 1000m Tiefe, einem “Grand Canyon” unter Wasser.
Wir machen einen Spaziergang entlang der Küste, genießen das zuverlässig warme und sonnige Wetter und den schönen Blick auf das Meer.
Lovers Point
Entlang der Küstenlinie gibt es Hinweisschilder, dass wir uns in einer aktiven Erdbebenzone befinden. Hier verläuft die San-Andreas-Verwerfung, wo die pazifische Kontinentalplatte auf die nordamerikanische Platte trifft. Die Kalifornier sind es gewohnt, mit Warnungen vor Erdbeben zu leben. Für uns Besucher ist das aber doch ungewöhnlich.
Tsunami-Warnung am Strand von Monterey
Der Hauptgrund für unseren Stopp in dieser Stadt ist das Bay Aquarium. Es wurde 1984 auf dem Gelände einer ehemaligen Dosenfisch-Fabrik gebaut und ist eines der größten und bekanntesten Meeresaquarien der Welt. Das Bay Aquarium arbeitet eng mit den umliegenden Forschungsanstalten zusammen. Astrid und ich hatten das Aquarium schon vor mehr als 20 Jahren besucht und in guter Erinnerung. Deshalb sind wir gerne wieder gekommen.
Besonders beeindruckend ist der Kelp Forrest, ein Seetang-Wald in einem riesigen Tank mit Fenstern über eine Höhe von mehreren Stockwerken. Die Fensterfront gibt einen Einblick in das Treiben unter Wasser. Wir sehen viele verschiedene Fische mit guten Erklärungen.
Fenster zum Kelp-Forrest
Besonders begeistert uns ein Schwarm von Sardinen, der als sich ständig verformende Wolke seine Runden zieht. Ich finde es faszinierend zu sehen, wie sich die vielen Fische in Sekundenbruchteilen verständigen, sich teilen, andere Wege gehen, und doch immer wieder zuverlässig zusammenfinden. Es ist wunderschön anzuschauen.
Sardinen-Schwarm im Kelp-Forrest
Es gibt noch weitere Becken, die über große Fenster und ausgeklügeltem Lichteinfall einsehbar sind, z.B. das Outer Bay Becken, wo wir unter anderem große Mondfische beobachten können. Auch hier verbringen wir viel Zeit und lassen uns von den schwebend vorbeiziehenden Meerestieren verzaubern.
Mondfisch am Outer Bay Becken
Eine Abteilung mit dem verheißungsvollen Namen “Tentakeln” erzeugt gleichermaßen Neugier und Gruseln. Wir schauen uns die leuchtenden Farben der Quallen an, sind aber froh, dass wir uns auf der anderen Seite der Glasscheibe befinden.
Chrysaora-Medusen
Über den Tag verteilt gibt es kurze Präsentationen und Videos über ausgewählte Themen, die von Mitarbeitern des Aquariums gehalten werden. Wir schauen uns zwei solcher Vorträge an und sind wieder einmal beeindruckt von der didaktischen Qualität und der Begeisterung, die die Menschen auf dem Podium für ihre Arbeit ausstrahlen. An diesem Ort hätte ich auch gerne Biologie studiert!
Im Vergleich zu unserem Besuch vor 20 Jahren hat sich die Grundthematik im Aquarium verändert. Es sind große Ausstellungen dazu gekommen, die sich mit der CO2-Produktion und dem Klimawandel beschäftigen. Wir lernen, dass 50% des Luftsauerstoffs vom Meeresplankton produziert wird. Der durch Menschen verursachte Anstieg der CO2-Produktion macht diesen Sauerstoff-Fabriken Probleme. Die langfristigen Auswirkungen sind völlig unklar. Ein weiteres Thema ist die Verschmutzung der Meere durch Plastik, das eindrucksvoll mit Schauwänden präsentiert wird. Einer der Vortragenden, den wir sehen, gibt einen flammenden Appel für die Reduktion der Plastik-Produktion und Nutzung. Mit einem schlechten Gewissen müssen wir an unser derzeitiges Nomaden-Leben in preisgünstigen Motels denken, wo Einmal-Geschirr aus Plastik leider der Standard ist.
Nach einem spannenden und eindrucksvollen Tag im Aquarium verlassen wir den Ort wieder einmal mit der Erkenntnis, wie empfindlich das Gleichgewicht der Natur auf unserem Planeten ist, und wie sehr es unseren Schutz braucht.
Nun ist es soweit: Unser Road-Trip durch die USA kommt langsam zu Ende. Wir machen uns auf den Weg, den letzten National Park auf unserer Liste zu besuchen, Yosemite an den Hängen der Sierra Nevada.
Die Fahrt vom Sequoia zum Yosemite Park dauert knapp 3 Stunden und führt noch einmal ein Stück nach Norden durch die kalifornische Tiefebene. Wir sehen sehr trockenes Land, das hauptsächlich mit Vieh bewirtschaftet wird. Ein Werbebanner kennzeichnet die große, schwarze Tiere als die berühmten kalifornischen Angus-Rinder. Wasser gibt es nur an ausgewählten Stellen um die Höfe herum oder an Viehtränken. Wir sehen Schilder an der Straße, die von den Farmern aufgestellt wurden: “Pray for Rain!” und “Invest in Water Reservoirs!”
Trockenes Farmland im östlichen Kalifornien
Zur Übernachtung haben wir uns ein Motel in Mariposa gewählt, eine Stadt, die durch Goldgräber groß geworden ist. Heute wird sie von Touristen wie uns als Startpunkt für den Yosemite-Park angesteuert. Passenderweise heißt unsere Herberge Miners Inn.
Der Yosemite-Park bietet eine abwechslungsreiche Landschaft aus beeindruckenden Granit-Felsen, Wasserfällen, Wiesen und Wäldern. Im zentralen Tal, wo das Besucherzentrum liegt, herrscht großer Andrang. Offensichtlich genießt dieser Park hohe Popularität. Unsere Wanderung führt entlang dem Merced-River durch wunderschöne Wiesen mit herrlichen Herbstfarben.
Herbstfarben im Yosemite-Valley
Auch im Yosemite Park gibt es Sequoia-Bäume, obwohl sie etwas kleiner und nicht so majestätisch sind, wie wir es im Sequoia-Park erlebt hatten. Das ändert aber nichts am Reiz dieser wunderschönen Bäume.
Sequoia-Wald im Yosemite-Valley
Dann beginnt der Anstieg zu den Wasserfällen. Es ist ein durchaus anstrengendes Stück, das vor uns liegt. Während es im Tal noch sehr viele Mit-Wanderer gibt, wird deren Zahl jetzt stetig geringer. Schließlich erreichen wir die beeindruckenden Vernal-Falls. Das Wasser rauscht mit lautem Getöse in die Tiefe. Im November gibt es relativ wenig Wasser. Um wieviel heftiger wird es hier im Frühjahr tosen?
Vernal-Falls
Der Weg führt uns weiter über eine hoch gelegene Kuppe und dann in vielen Schleifen wieder hinab zum Ausgangspunkt. Vom höchsten Punkt haben wir einen guten Blick auf den mächtigen Half Dome, ein runder Felsen mit einer flachen Kante quer durch die Mitte.
Half Dome und Nevada-Falls. Die Fotographen mussten sehr viele Höhenmeter überwinden, um diese Perspektive zu erreichen. Wir bitten um gebührenden Respekt!
Der Tag im Yosemite-Park hat uns erfüllt, aber auch Kräfte gezehrt. Wieder zurück in Mariposa besuchen wir hungrig ein Pub. Dort setzen wir uns an die Bar und lassen uns vom freundlichen Barkeeper die lokalen Biersorten empfehlen und ein leckeres Angus-Steak servieren. Wie so oft kommen wir ins Gespräch mit anderen Bar-Besuchern. “Where are you guys from?” ist eine häufig gestellte Frage. Wir erfahren, dass der Ort Mariposa vor zwei Monaten wegen den Waldbränden komplett evakuiert werden musste. Zum Glück ist nicht viel passiert, und alles geht wieder seinen geordneten Gang. Trotzdem sitzt den Menschen der Schreck in den Knochen. Ein junger Mann neben uns sagt, dass die Position des amerikanischen Präsidenten zum Klimawandel absoluter Blödsinn ist. Man kann die Auswirkungen in Kalifornien überall sehen. Und überhaupt setzt er die Prioritäten völlig falsch. Absolut notwendige Investitionen in Infrastruktur werden abgesagt. Statt dessen fließt das Geld ins Militär. Astrid gibt zu bedenken, dass der Präsident offensichtlich von vielen gewählt wurde. “I didn’t vote for him!” sagt unser Nachbar. Zustimmendes Nicken kommt von anderen an der Bar. Der junge Mann legt nach: Alle Menschen rasen gemeinsam auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen durch ein lebensfeindliches Weltall. Wie kann es da überhaupt soviel nationalistisches Denken geben? Wir stimmen ihm vollständig zu. Ich erinnere mich an das Video, das wir im Science-Museum in Philadelphia gesehen haben. Es zeigt die Erde aus der Perspektive der internationalen Raumstation. Ein Video, das uns bewegt hat. Die Gespräche an diesem Abend passen gut zu den wunderschönen Landschaften, die wir in den letzten Monate gesehen haben, und der allgegenwärtigen Sorge, dass diese einzigartigen Rückzugsorte der Natur unter dem Einfluss des Menschen weiter Schaden nehmen. Als der Abend zu Ende geht, werden zum Abschied wieder Hände geschüttelt.
Auch den nächsten Tag verbringen wir noch im Yosemite-Park und machen eine Wanderung um den Mirror-Lake. Wir nehmen Abschied von unseren Besuchen der National Parks und hoffen, dass wir einmal wiederkommen können. Und dann sehen wir tatsächlich doch noch einen Bären, der durch den Wald streift. Es ist ein Schwarzbär auf der Suche nach Nahrung. Die Bären im Yosemite-Park sind nicht gefährlich. Wir lassen das Bärenspray stecken und beobachten ihn aus der Ferne, bis er seiner und wir unserer Wege gehen.
Nach den schönen, warmen Tagen in Carlsbad – Astrid hat mich sogar zum Schwimmen im Gartenpool animiert – verlassen wir wieder die Pazifikküste. Wir sind unterwegs nach Osten in die Berge, die Sierra Nevada, wo wir noch zwei National Parks besuchen wollen, Sequoia und Yosemite, bevor es dann zurück zur Küste nach San Francisco geht.
Erst einmal lenken wir das Auto an Los Angeles vorbei. Eigentlich war ein Besuch der zweitgrößten Stadt der USA auch auf unserer Liste, aber jetzt geben wir den Nationalparks den Vorrang und haben keine Zeit mehr dafür.
Unsere Strecke führt durch die kalifornische Tiefebene, die den Bergen vorgelagert ist. Es ist eine fruchtbare Gegend, sofern Wasser vorhanden ist, die zum Anbau von südlichen Früchten genutzt wird. Wir sehen Orangen, Walnüsse, Oliven und andere Gemüse- und Obstsorten. Auch Wein wird hier angebaut. Dazwischen sind immer wieder Pumpstationen für Wasser, das hier nicht selbstverständlich ist.
Schließlich führt eine verschlungene Straßen hinauf in die Berge. Dieses Mal haben wir uns in einer Lodge auf 2200m Höhe eingemietet, direkt an der Zufahrt zum Sequoia National Park. Es ist schon fast dunkel, als wir ankommen. Und sehr kalt hier oben.
Sequoia-Lodge in den Bergen
Die Anlage ist hübsch gelegen an einem kleinen Waldsee. Es gibt ein Hauptgebäude, in dem man sich zum Essen trifft und den Abend verbringen kann. Um das Hauptgebäude herum liegen mehrere kleine Nebengebäude und Hütten, in denen sich die Zimmer befinden. Alles ist aus Holz gebaut. Das Leben hier ist anders als in einem Hotel. Ein junges Team managed die Lodge mit viele Elan und Kreativität. Sie kochen selber und verwenden Zutaten von guter Qualität. Es gibt ein Angebot von Veranstaltungen, z.B. Bogenschießen oder am Abend Sterneschauen mit dem Teleskop. Wir haben ein kleines aber komfortables Zimmer mit eigener Gastherme, die wir bei den grausigen Nacht-Temperaturen auch brauchen. Wir fühlen uns wohl hier.
Der nächste Tag begrüßt uns mit strahlender Sonne, auch wenn die Temperaturen weiterhin unangenehm niedrig sind. Unser Plan für heute ist eine Wanderung durch den Giant Forrest, ein Waldgebiet mit hoher Dichte der großen Sequoia Mammut-Bäume.
Roosevelt Tree
Es ist schwer zu beschreiben (und fotografisch festzuhalten), welchen Eindruck die Sequoias auf uns haben. Die großen Bäume, die vereinzelt oder in Gruppen zwischen den “normalen” Bäumen des Waldes stehen, strahlen eine majestätische Größe und Ruhe aus. Es macht uns demütig. Wir fühlen uns klein und legen den Kopf in den Nacken, um die Krone zu erkennen, die die anderen Bäume um vieles überragt.
Wie der Däumling im Walde: Blick in die Gipfelkronen einer Sequoia-Gruppe
Nicht nur die Größe, sondern auch das Alter der Bäume spielt in einer anderen Dimension. Es benötigt 1000 Jahre, bis aus einem Samenkorn ein ausgewachsener Baum wird. Viele der Bäume, denen wir begegnen, sind 2000 oder 3000 Jahre alt.
Im Laufe ihres langen Lebens müssen die Bäume auch schwierige Umweltbedingungen aushalten. Feuer spielt dabei eine besondere Rolle. Hinweistafeln erklären, dass die Bäume sich im Laufe der Evolution an immer wieder stattfindende Waldbrände nicht nur angepasst haben, sondern diese sogar brauchen, damit die Samenkapseln aufspringen und sich verbreiten können. Viele der Bäume haben Spuren von Bränden, die aber offensichtlich dazu gehören.
Sequoias mit Spuren von Bränden, die sich im Laufe der Jahre schließen
Als die Siedler diesen Wald im 19ten Jahrhundert entdeckten, waren die Holzfäller im Glück. Ein einziger gefällter Baum bot unglaubliche Mengen an Holz. Zum Glück für die Pflanzen stellte sich aber schnell heraus, dass das Holz nicht gut geeignet war für Hütten oder Möbel, da es faserig ist und splittert. Wenn das Holz gute Verwendung gefunden hätte, würde es heute – und in den nächsten 1000 Jahren – wohl keine Sequoias mehr geben.
Wanderweg im Sequoia National Park
Bei der Wanderung durch diesen verwunschenen Wald fällt uns auf, dass wir ein ständiges Summen hören. Viele Insekten leben in der dicken, faltigen Rinde. Wenn die Sonne herauskommt, gibt es ein geschäftiges Treiben, das den ganzen Wald erklingen lässt.
Auf unserem Weg liegt der Moro Rock, ein großer Felsen, der über eine abenteuerlich in Stein gehauene Treppe zu besteigen ist. Der Aufstieg ist lang und nicht zu unterschätzen. Sehr viele Stufen müssen erklommen werden.
Moro Rock
Belohnt wird man mit einen fantastischen Blick auf die Berge der Sierra Nevada. Viele der Gipfel, die wir sehen, sind über 4000m hoch. Kalifornien bietet eine Vielfalt von Landschaften auf einem relativen schmalen Streifen an der Westküste.
Blick auf die Gipfel der Sierra Nevada
Wir verbringen auch noch einen großen Teil des nächsten Tages in diesem Wald und genießen die besondere Stimmung auf unseren Wegen zwischen den Giganten.
Und wieder sind wir unterwegs. Heute geht unsere Reise nach San Diego und damit endlich an die Pazifik-Küste. Unser Projekt “Mit dem Auto von Küste zu Küste” wird damit einen vorläufigen Abschluss erreichen.
Zuerst einmal führt unsere Strecke durch ein schier endloses Gebiet von Windenergie-Anlagen nordwestlich von Palm Desert. Es ist das größte Windturbinen-Feld, das wir bisher gesehen haben. Wieder einmal wird die Ambivalenz Amerikas in Bezug auf Energie deutlich. Auf der einen Seite sind extrem starke Verbrennungsmotoren und größte Autos omnipräsent, z.B. mächtige Pickup-Trucks oder maßlose Wohnmobile in der Größe von Reisbussen mit 4-Rad getriebenem Ford Explorer im Schlepptau – mit einer Besatzung von 2 Personen! Auf der andere Seite gibt es nicht nur aber besonders in Kalifornien viele Initiativen, den C02-Ausstoß zu reduzieren und einen nachhaltige Lebensstil zu führen. Tatsächlich begegnen uns hier öfters Elektro-Autos vom Toyota Prius bis zu Tesla-Modellen. Amerika ist im Wandel!
Windenergie-Felder bei North Palm Springs – (RandyRoss, Feb 2017) #tripadvisor
Je näher wir nach San Diego kommen, desto dichter wird der Verkehr. Schließlich fahren wir auf 12-spurigen Autobahnen, 6 Spuren in jede Richtung, dicht gedrängt voller Autos. Nach der Einsamkeit in den National Parks haben wir Mühe, uns an diese Verkehrsdichte zu gewöhnen. Selbst Phoenix in Arizona war nicht so dicht gepackt und voller Fahrzeuge wie diese Gegend. Dann erreichen wir unsere Unterkunft für die nächsten Tage, ein Motel direkt an der Interstate 5, umgeben von Schnellstraßen. Ohweh! Zum Glück können wir ein Zimmer zur Rückseite des Gebäudes bekommen, das etwas ruhiger ist.
Noch am Abend der Ankunft fahren wir zum nächst-gelegenen Strand. Der Pazifik belohnt uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. In New Jersey geht die Sonne im Atlantik auf, und hier auf der anderen Seite des Kontinents in California geht sie im Pazifik unter. Astrid und ich freuen uns, dass wir die Reise bis hierhin geschafft haben.
Sonnenuntergang im Pazifik
San Diego ist eine moderne Stadt an einer Bucht im Pazifik, direkt an der Grenze zu Mexiko, mit 1,5 Millionen Einwohner. Sie liegt etwa auf der Höhe von Casablanca. Die Gegend hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem Zentrum für Biotechnologie entwickelt. Ich kenne San Diego von verschiedenen Konferenzen, hatte bisher aber nie die Zeit und Muße, die Stadt anzuschauen.
Astrid und ich genießen die warme Sonne und streifen durch das Zentrum. Überall sind Palmen. Es gibt schöne öffentliche Plätze, wo wir entspannt verweilen können.
Horton Plaza in San Diego
Auf unserem Streifzug überqueren wir Gleise – wohin mögen sie führen? – und folgen neugierig den Schienen. Wir erreichen einen historische Bahnhof, der nicht recht zu den Stahl- und Glas-Fassaden der Umgebung passen will.
Santa-Fe Bahnhof in San Diego
Hier startete die historische Santa Fe-Railroad in Richtung Los Angeles und weiter nach Norden. Heute wird die Streck bis nach Chicago von der Eisenbahngesellschaft Amtrak betrieben.
Amtrak Reisezug, unterwegs nach Los Angeles und Chicago
Vom großen Konferenzzentrum, das ich von früheren Besuchen noch kenne, haben wir einen guten Überblick über den Hafen und die Bucht. San Diego hat sowohl ein Handels- und Yacht-Hafen als auch die drittgrößte Militär-Basis der Marine.
Blick vom Konferenz-Zentrum auf den Hafen
Die Region des Hafens lädt zum Bummeln ein mit kleinen Geschäften, Restaurants und viel Straßenkunst. Zu unserer Überraschung finden wir eine Statue von Sewart Johnson, “Embracing Peace“. Es ist wieder einmal eine überdimensionale große Skulptur. Gezeigt wird ein Matrose, der sich von seiner Liebe verabschiedet. Sehr passend angesichts des großen Militärhafens in dieser Bucht. Wir kenne Sewart Johnson und seine großen Skulpturen schon vom “Grounds for Sculpture” in New Jersey. Seine Kunst scheint uns vorausgereist zu sein. Schön, wie sich der Kreis schließt!
“Embracing Peace” von Seward Johnson
Astrid und ich buchen eine Bootstour um die Bucht und lassen uns bei schönstem Sonnenschein die vorgelagerten Inseln, die Gebäude und die Schiffe erklären.
San Diego Bay-Bridge
Ein besonders schöner Stadtteil von San Diego ist das nördliche La Jolla (spanisch für “Juwel”), das ebenfalls an einer wunderschöne Bucht liegt. Um diese Bucht sind einige wissenschaftliche Institute von Weltruf angesiedelt. Das Ortszentrum ist voller Galerien und anderer kostspieliger Geschäfte – schön zum Anschauen, ansonsten halten wir lieber Abstand.
Eine Touristenattraktion in der Bucht sind Seehunde und Seelöwen, die sich hier in der Sonne wärmen. Wir sehen auch Kormorane und Pelikane. Besonders die großen Pelikane, die in Gruppen über die Bucht segeln, haben uns beeindruckt.
Mole in der Bucht von La Lolla zum Beobachten der Seehunde und SeelöwenSeehunde und Kormorane auf einem Felsen in der Bucht von La Jolla
Dann haben wir aber erst einmal genug von der Hektik der Stadt und dem vielen Verkehr. Wir ziehen um nach Carlsbad, etwa 40km nördlich von San Diego, wo wir ein schönes, ruhiges Zimmer in der Nähe vom Strand finden. Wir bleiben hier zwei Tage und können Astrids Lieblings-Beschäftigung nachgehen: Ausgiebige Spaziergänge am Meer.
Ausgiebige Strandspaziergänge am pazifischen Ozean
Wir verlassen Phoenix und sind wieder unterwegs nach Südwesten auf der Interstate 10. Die Grenze zu Kalifornien wird auf einer großen Tafel angezeigt. Kalifornien ist der letzte Bundesstaat, den wir mit unserem Auto bereisen. In San Francisco wird der Road Trip zu Ende gehen. Von da aus werden wir wieder nach New York fliegen. Aber bis dahin vergehen noch einige Tage.
Wir passieren die Grenze nach Kalifornien
Die Grenze der Bundesstaaten fällt auch wieder auf einen Wechsel der Zeitzonen. Jetzt sind wir in der Pacific Time. Deutschland ist uns 9 Stunden voraus.
Unsere nächste Übernachtung ist in Palm Desert im Südosten von Kalifornien. Es ist eine beschauliche Stadt mit einem sehr warmen Klima. Als wir in die Stadt hineinfahren, sehen wir grüne Rasenflächen, blühende Blumen, viele Palmen, alles unterstützt von Bewässerungsgräben und Sprinklern. Der Kontrast zur Trockenheit und Dürre dieser Region ist frappant. So schön wie diese Stadt ist, erscheint uns doch der Umgang mit dem in dieser Region so kostbaren Wasser fraglich.
Shopping Mall in Palm Desert #wikicommons
Der Ort hat normalerweise 50’000 Einwohner, wächst in den Winter-Monaten aber bis auf 80’000 durch Rentner, Unternehmer oder andere Menschen, die Zeit und Geld haben, aus dem kalten Norden in das südliche Klima zu fliehen. Hier werden sie Snowbirds genannt. Entsprechend sehen wir viele Miet-Residenzen, Einkaufs-Malls und eine ganze Menge gesundheitliche Zentren.
Der Grund unserer Reise hierher ist aber der Joshua Tree Nationalpark, der von Palm Desert aus gut zu erreichen ist. Es ist ein großer Park, der aus zwei ineinander übergehenden Wüstenregionen besteht, die Mojave-Wüste im Nordwesten und die Colorado-Wüste im Südosten. Wir erreichen den Park von Süden und begegnen zuerst der Colorado-Wüste.
Colorado-Wüste mit Kreosot-Büschen
Vor uns erstreckt sich eine fast endlose weite Fläche, die in der Ferne durch die Bergzüge der Pinto Mountains begrenzt ist. Es ist extrem trocken. Als Vegetation sehen wir Kreosot-Büsche, wahre Überlebenskünstler, die in dieser unwirtlichen Umgebung wachsen können. Von Schautafeln lernen wir, dass die Pflanzen über 1000 Jahre alt werden können. Im Park soll es ein Exemplar geben, dessen Alter auf 11’700 Jahre geschätzt ist.
Unser Weg führt weiter nach Norden. Dabei begegnen wir Flächen, die von verschiedenen Kakteen-Arten dominiert und fast in Monokultur besiedelt sind. Schön anzuschauen sind die Felder mit dem Bigelow Cholla, den wir schon vom Botanischen Garten in Phoenix kennen. Er wird auch Teddy-Bär Kaktus genannt wird, weil er so schön flauschig aussieht. Das darf aber nicht täuschen. Die Stacheln sind spitz, ausgehärtet und haben viele Widerhaken, wie es sich für einen echten Kaktus gehört. Wir durchwandern das Feld mit dem notwendigen Respekt.
Ein dichtes Feld mit Cholla-Kakteen
Weiter nach Norden begegnen uns die ersten Joshua-Bäume, zwar noch vereinzelt, aber es werden immer mehr. Es sind eigentlich keine Bäume in botanischer Hinsicht, sondern Yucca-Pflanzen, die interessanterweise den Spargel-Gewächsen zugeordnet werden. Wir überlassen die Details den Botanikern und erfreuen uns an der schönen Form der Joshua-Bäume. Sie haben ihren Namen von den Mormonen, die sie an den Propheten Joshua erinnerten.
Wir begegnen den ersten Joshua-Bäumen
Typisch für diese Wüste sind eigenwillige, runde Fells-Formationen, die wie riesige, herumliegende Kieselstein erscheinen. Wir halten an beim Skull Head Rock, den Totenkopf-Felsen und machen dort einen Rundweg durch die wilde Landschaft.
Skull Head Rock im Joshua Tree Park
Etwas weiter nördlich steuern wir einen längeren Wanderweg an, den Lost Horse Trail, der auf einen Hügel hinauf zu einer schon lange verlassenen Goldmiene führt. Die Miene war zum Ende des 19ten Jahrhunderts aktiv, wurde hauptsächlich mit Menschen- und Pferde-Kraft betrieben und hat über einen Zeitraum von 20 Jahren eine ansehnliche Menge Gold produziert. Es ist erstaunlich, in welche abgelegene Gebiete sich die Goldsucher mit minimaler Technik-Unterstützung vorgearbeitet hatten. Heute gibt es nur noch verrostete Gerüste und Absperrungen – nicht sehr ansehnlich. Aber von hier oben haben wir eine gute Aussicht über den nördlichen Teil des Parks, die Mogave-Wüste.
Blick über die Mogave-Wüste
Unser weiterer Weg wird von Joshua-Tree Wäldern begleitet. Jetzt stehen die Pflanzen dichter und bilden eine wunderschöne Kulisse.
Joshua-Trees im Abendlicht
Die Sonne steht tief und die Schatten werden länger. So rollen wir noch lange durch diese eigentümliche, stille Landschaft dem Abend entgegen.
Dichte Bestände von Joshua Trees säumen unsere Straße
Morgen machen wir uns wieder auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist die San Diego, wo wir endlich die Pazifikküste erreichen werden.
Vom Petrified Forrest Nationalpark fahren wir weiter nach Süden. Jetzt verlassen wir endgültig das Colorado Plateau mit den unendlichen Sandstein-Variationen. Unser nächstes Ziel ist die Hauptstadt von Arizona, Phoenix. Für die Strecke dorthin, etwa 4 Stunden Fahrt, suchen wir uns eine kleinere Straße heraus, die Route 87, die durch eine bergige Region, den Tonto National Forrest, führt. Die Berge sind dicht bewaldet, ganz im Gegensatz zu der Wüste, aus der wir kommen.
Auf unserer Fahrt verlieren wir stetig an Höhe. Seit dem Yellowstone Park bewegen wir uns auf Höhen oberhalb von 1500m, während Phoenix auf 300m liegt. Entsprechend steigen die Temperaturen, und die Landschaft bekommt einen südlichen Charakter. Der Wald verschwindet. Stattdessen sehen wir am Wegesrand die großen, säulenförmigen Saguaro-Kakteen. Wir erreichen unser Hotel um 7 Uhr am Abend bei 28 Grad Temperatur. Hier ist es wirklich heiß!
Phoenix ist eine Metropole mit mehr als 4 Millionen Einwohnern in der Region. Wir bleiben hier 4 Nächte, um die Gegend kennen zu lernen und unseren Füßen, müde vom Wandern, eine Pause zu gönnen. Unser erster Ausflug in die Stadt – bei 34 Grad im Schatten mit kurzen Hosen und Sandalen – ist allerdings enttäuschend. Downtown Phoenix ist geprägt von Banken, Hotels, Bürokomplexen und dem großen Konferenzzentrum. Für Touristen gibt es hier nicht viel zu sehen. Nur wenige Straßenzüge erinnern an eine Zeit vor den großen Gebäuden aus Beton, Aluminium und Glas. Es ist Sonntag, und uns begegnen nur wenige Menschen. Darunter sind aber viele Obdachlose, die um Geld bitten. Die Diskrepanz zwischen arm und reich in diesem Land ist (wieder einmal) erschreckend.
Randbezirk von Downtown Phoenix
Eine Stadt mit einem wirklichen schönen Zentrum ist Scottsdale, das direkt an Phoenix angrenzt. Dort finden wir Straßen mit vielen Geschäften, Galerien und Restaurants. Die Menschen sitzen draußen in der Sonne. In einem der Geschäfte erstehe ich einen Hut für unsere Wanderungen in der gnadenlosen Sonne. Auch wir genießen den sonnigen Tag in einem Café.
Kaffee-Pause mit Hut in Scottsdale
Gut gefallen hat uns der Desert Botanical Garden, wo viele verschiedene Wüstenpflanzen in entsprechend landschaftlich gestalteten Gebieten zu sehen sind. Wir begegnen diversen Kakteen-Arten, die in Arizona und New Mexiko verbreitet sind.
Saguaro-Kakteen und Palo Verde (der Grüne Baum) im Desert Botanical Garden, Phoenix
Zwischendurch fliegt plötzlich ein Kolibri vorbei und saugt an einigen Blüten, bevor er seinen Weg fortsetzt. Dieser kleine Vogel, kaum größer als ein großes Insekt, lebt nur im Westen der Erdkugel, also Nord- und Südamerika. Die größten Kolibri-Populationen kommen in Arizona vor.
Humming Bird – Kolibri
Dafür begleiten uns Streifenhörnchen schon seit dem Yellowstone Park. Hier im Botanischen Garten sind sie besonders zutraulich und haben keine Scheu vor Menschen.
Chipmunk – Streifenhörnchen
Der Botanische Garten und der Zoo liegen im Papago Park, der mit mehreren Teichen und vielen Palmen zu Spaziergängen einlädt. Eine der Attraktionen ist ein großer Felsen mit einem Loch, Hole in the Rock genannt, den wir uns anschauen und erklettern.
Hole in the Rock im Papago Park, Phoenix
Das Loch im Felsen ist groß genug, dass man hindurch gehen kann. Von dort gibt es einen guten Blick auf den Park und die Region.
Blick durch das “Hole in the Rock”
Wir haben die Pause in Phoenix nötig gehabt und sehr genossen. Die Tatsache, dass eines der hiesigen Hilton-Hotels, die normalerweise weit über unserem Reisebudget liegen, ein sehr günstiges Saure-Gurken-Zeit Sonderangebot hatte, trug ihren Teil zu unserer Erholung bei. Dann aber geht unsere Reise weiter nach Süden Richtung Kalifornien.